WELT
Leben unter dem ewigen Eis der Antarktis entdeckt
Baku, den 8. Februar (AZERTAG). Es ist extrem kalt und dunkel - und dennoch scheint es Lebensformen zu geben, die in den Tiefen des Antarktis-Eises existieren können. In Bodenproben konnten Forscher nun Enzyme nachweisen, die nur einen Rückschluss zulassen: In dieser unwirtlichen Umgebung leben Bakterien.
Ein ganzes Netz von Seen erstreckt sich über den kilometerdicken Permafrostböden der Antarktis. Wissenschaftler spekulierten schon länger, dass es in den Gewässern und vor allem in der darunterliegenden Sole Leben gibt. Wie die „New York Times“ nun berichtet, haben US-Forscher in den Tiefen nun nachweisen können, dass es unterhalb des Lake Whillans lebende Bakterien geben muss.
Der Fund verändere die Art, wie Forscher das Leben in extremen Lebensräumen wie der Antarktis berurteilen, sagte Expeditionsleiter John Priscu von der University of Montana State der Zeitung. Weil die Mikroben aber in einem Lebensraum gedeihen, wie er auch auf anderen Himmelskörpern zu finden sei, könne die weitere Forschung auch Rückschlüsse darüber erlauben, ob es im Weltall Leben gebe, ergänzte Chris McKay von der US-Weltraumbehörde Nasa.
Die Lebensbedingungen in der Antarktis sind alles andere als einladend: Monatelang fehlt es an Sonnenlicht, es wehen eisige Stürme, vielerorts bleiben die Temperaturen ganzjährig unter Null. Monatelang bohrten sich Priscu und seine Kollegen vom Wissard-Projekt nun durch das fünf Kilometer dicke Eis, das den 59 Quadratkilometer großen Lake Whillans bedeckt. Es gelang den Wissenschaftlern, Proben aus dem See zu nehmen.
Die spätere Analyse offenbarte eine höhere Konzentration von Lebensspuren als in den Proben, die direkt am Bohrloch genommen wurden, sagt Priscu. Die meisten Nachweise aber fand man in den Proben, die direkt im Seegrund genommen wurden.
Kein Erfolg am Wostoksee - Das Wissard-Forschungsprojekt - die Abkürzung steht für Whillans Ice Stream Subglacial Access Research Drilling - startete nach jahrelanger Planung. Es ist nur eines von mehreren Projekten, bei denen versucht wird, die Seen unter dem antarktischen Eis zu erforschen.
Vor einem Jahr gelang es russischen Forschern, den Wostoksee in der Ostantarktis anzubohren. Im Oktober 2012 war die Bergung der ersten Proben bekanntgegeben worden. Die Analyse hatte aber keine Sensationen gebracht. Auf Lebewesen im Seewasser sei man nicht gestoßen, hieß es. Zwar habe man eine extrem geringe Menge an Bakterien nachweisen können, doch die seien vermutlich über das Bohrloch nach unten gekommen. Oder vielleicht doch nicht? Erst vor zwei Wochen haben die russischen Forscher mitgeteilt, aus dem abgeschotteten Gewässer eine weitere Wasserprobe an die Oberfläche gehoben zu haben.
Auch britische Wissenschaftler arbeiten in der Antarktis. Sie hatten ihre Bohrung zu einem See unter dem Eis allerdings kürzlich abbrechen müssen. Der Sprit sei zur Neige gegangen, hieß es. Ob eine weitere antarktische Bohrsaison finanziert wird, ist unklar - das Projekt der Briten muss vorerst als gescheitert gelten.
Im November vergangenen Jahres spekulierten auch Forscher um Alison Murray vom Desert Research Institute in Reno über Leben im ewigen Eis . Zuvor hatten sie die Proben aus Bohrungen am Lake Vida analysiert, die sie 2005 und 2010 gemacht hatten.