WISSENSCHAFT UND BILDUNG
Mysteriöser Radioblitz aus toter Galaxie entdeckt

Baku, 23. Januar, AZERTAC
Es ist nicht das erste Mal, dass ein sogenannter Radioblitz die Erde trifft. Aber es ist das erste Mal, dass er aus dem Randgebiet einer nahezu „toten“ Galaxie stammt. Astronomen stellt die Entdeckung der Northwestern University und der McGill University vor ein Rätsel. Sie erschüttert fundamentale Annahmen über die Entstehung der mysteriösen Funksignale aus dem All.
Radioblitze lassen sich als sehr kurze, starke Ausbrüche von Radiowellen aus dem Weltall beschreiben. Sie dauern nur wenige Millisekunden, setzen dabei aber so viel Energie frei wie unsere Sonne an einem Tag.
Bisher galten Magnetare als wahrscheinlichste Ursache für das Phänomen, wie AZERTAC unter Berufung auf Spiegel berichtete. So nennt man die Überbleibsel von einem explodierten Stern mit extrem starken Magnetfeldern. Allerdings sind unter den inzwischen mehr als 600 erfassten Radioblitzen auch einige dabei, die offenbar nicht von einem Magnetar abstammen. Einen dieser rätselhaften „Ausreißer“ haben die Forschenden dem Wissensmagazin „Scinexx“ zufolge nun identifiziert und genauer untersucht.
Die „massenreiche“ Herkunft von FRB 20240209A - Die Forscher stellten fest, dass der FRB 20240209A getaufte Radioblitz aus einer massereichen, rund zwei Milliarden Lichtjahre entfernten Galaxie stammt. Diese hat eine beeindruckende Masse von rund 100 Milliarden Sonnenmassen – und ist damit die größte Heimatgalaxie eines Radioblitzes, die je erfasst wurde. Zum Vergleich: Die Sterne unserer Milchstraße bringen zusammen nur rund 60 Milliarden Sonnenmassen auf die Waage.
Die Wirtsgalaxie von FRB 20240209A ist zwar groß, aber auch weitgehend tot. In ihr entstehen kaum noch neue Sterne, die meisten sind bereits vor mehr als elf Milliarden Jahren entstanden. Damit ist FRB 20240209A nicht nur bisher einmalig – er widerspricht auch der gängigen Theorie zur Ursache dieser Radioblitze.
Außerdem kommt der neue Radioblitz nicht wie gewöhnlich aus dem dichten, sternenreichen Zentrum der Galaxie, sondern von ihrem äußeren Rand. Seine Quelle liegt rund 130.000 Lichtjahre vom Zentrum der Galaxie entfernt. Auch das ist bisher beispiellos.
Steckt ein Kugelsternhaufen dahinter? - Eine mögliche Antwort auf das Rätsel rund um FRB 20240209A liefert ein schon früher entdeckter Radioblitz. Auch der kam vom sternenarmen Außenrand einer Galaxie – und ging von einem sogenannten Kugelsternhaufen aus. In solchen dichten Sternenhaufen kommen sich benachbarte Sternenreste manchmal sehr nahe. Dabei könnten sie kollidieren und auf diese Weise miteinander zu einem Magnetar verschmelzen.
Ob diese alternative Erklärung auch auf FRB 20240209A zutrifft, ist noch unklar. Die Astronomen haben aber schon einen Antrag auf Beobachtungszeit an dem berühmten „James Webb“-Weltraumteleskop gestellt.