WELT
Per Kälte-Navi in die Heimat
Baku, den 22. Februar (AZERTAG). Abertausende Schmetterlinge flattern im Herbst aus Kanada und den USA nach Mexiko, geleitet vom Sonnenlicht. Woher wissen die Tierchen, wann es Zeit ist, umzukehren? Temperaturfühlung weist ihnen den Weg - auf scheinbar paradoxe Weise.
Monarchfalter verhalten sich scheinbar paradox: Im Herbst ziehen die bunten Schmetterlinge von Nordamerika aus Tausende Kilometer gen Süden, um dem Winter zu entgehen. Doch in Mexiko überwintern sie in frostigen Bergregionen. Nun meinen Biologen den Grund für das verwunderliche Verhalten zu kennen. Die Kälte stelle das Navigationssystem um, von Süd auf Nord - so fänden die Wanderfalter im Frühjahr wieder den Weg nach Norden. Das berichten Forscher der University of Massachusetts in Worcester in der Zeitschrift „Current Biology“.
In gewaltigen Schwärmen wandern Monarchfalter (Danaus plexippus) im Herbst aus den USA und Kanada nach Mexiko - und im Frühjahr wieder zurück. Während ihrer Wanderungen orientieren sie sich an der Sonne. Dieser Sonnenkompass berücksichtigt auch die Zeit des Tageslichts, wie Patrick Guerra und Steven Reppert mit einem Trick herausfanden. Hielten sie rückwandernde Falter in einer Umgebung, in der die Helligkeit um sechs Stunden verspätet war, flogen die Tiere nach ihrer Freilassung um 90 Grad zu weit nach Osten. Dieser Navigationsfehler entsprach der verschobenen Sonnenlichtphase.
Dramatisches Schwinden - Doch wie schalten die Tiere von Süd- auf Nordkurs um? Dies hängt nicht von der Tageslänge im Winterquartier ab, sondern von der Temperatur - die Tierchen fühlen, wann es Zeit ist, zurückzukehren. Hielten die Biologen südwärts wandernde Falter einige Wochen bei Temperaturen um den Gefrierpunkt, so orientierten sich die Falter vorzeitig wieder nach Norden. Wurden die Falter dagegen im Winter warm gehalten, behielten sie ihren Südkurs. Unbeirrt würden sie immer weiter nach Süden fliegen.
Der Kälteschalter halte den Migrationszyklus in Gang, vermuten die Forscher. Eine Erwärmung im Überwinterungsgebiet könne daher drastische Folgen für die Schmetterlinge haben.“Die Monarchfalter brauchen die thermale Mikroumgebung an den Überwinterungsorten, damit der Wanderungskreislauf weiterbesteht“, so Reppert. „Ohne den thermalen Reiz würde der jährliche Migrationszyklus unterbrochen und wir würden eines der faszienierendsten Naturphänomene verlieren.“ Studien hatten zuletzt ein dramatisches Schwinden der Monarchfalter festgestellt.