WISSENSCHAFT UND BILDUNG
Raumsonde kommt dem Mond bis auf 700 Kilometer nahe
Baku, 20. August, AZERTAC
Die Jupitersonde „Juice“ fliegt in den kommenden Nächten in einem einzigartigen Manöver an Mond und Erde vorbei. Am Montagabend um 23.16 Uhr kommt sie dem Trabanten nach Angaben der Europäischen Weltraumorganisation Esa bis auf ungefähr 700 Kilometer nahe, der Erde am späten Dienstag auf 6800 Kilometer. Bei diesem „flyby“ (zu Deutsch „Vorbeiflug“) holt die Sonde Schwung für ihre weitere Reise.
Die „Juice“-Sonde der Esa ist im April des vergangenen Jahres gestartet. Sie soll die Eismonde des Jupiters, Ganymed, Europa und Kallisto, genauer erkunden. Zwar könnte sie ihr Ziel theoretisch auch ohne die Schwungmanöver erreichen, hätte dann aber deutlich mehr Treibstoff an Bord haben müssen – laut Esa rund 60 Tonnen. „Flyby“-Manöver sind als Methode schon häufiger in der Raumfahrt benutzt worden, etwa bei den Voyager-Sonden, wie AZERTAC unter Berufung auf Spiegel berichtete.
Bei dem riskanten Doppelmanöver an Mond und Erde vorbei, das noch keine andere Sonde geflogen ist, wird „Juice“ durch die Gravitationskraft abgebremst und zunächst auf eine Bahn in Richtung Venus gelenkt, bevor sie dann zum Jupiter fliegt. Der Betriebsleiter von „Juice“, Ignacio Tanco, sagte in einer Mitteilung der Esa : „Es ist, als würde man sehr, sehr schnell durch einen sehr engen Korridor fahren: Man drückt das Gaspedal auf das Maximum, wenn der Abstand am Straßenrand nur noch Millimeter beträgt.“
Beim „flyby“ wird die Esa alle wissenschaftlichen Instrumente für Testmessungen einschalten. Das Kamerasystem Janus des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt wird die Mondoberfläche mit einer Auflösung von rund 13 Meter pro Bildpunkt aufnehmen. Nach den Angaben der Esa wird auch der Laser-Höhenmesser aktiviert sein und die Mondoberfläche mit rund 30 Laserpulsen pro Sekunde abtasten, um so ein Höhenprofil zu erstellen.
In den kommenden Jahren wird „Juice“ drei weitere nahe Vorbeiflüge absolvieren, neben der Venus noch zweimal an der Erde. Im Jahr 2031 soll sie das Jupitersystem erreichen und nach einigen Jahren der Erkundung 2035 in eine Umlaufbahn um den Jupitermond Ganymed einschwenken.
Für einen Blick auf die Sonde sind am Dienstag kurz vor Mitternacht deutscher Zeit laut Esa ein gutes Fernglas oder ein Teleskop nötig. Von Deutschland aus wird man „Juice“ gar nicht beobachten können, da die Bahn der Sonde über Südasien und den Pazifischen Ozean verläuft. Den Vorbeiflug am Mond können Interessierte am Montag ab 23.30 Uhr in einem Livestream aus dem Kontrollzentrum in Darmstadt verfolgen. Bei der Übertragung sollen erste Bilder der Sonde vom Erdtrabanten gezeigt werden.