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Schon auf dem jungen Mond gab es Wasser
Baku, den 18. Februar (AZERTAG). Eine höllische Kollision in der Frühzeit des Sonnensystems hat den Mond aus der Erde herausgeschlagen. Einer Untersuchung zufolge enthielt bereits der frühe Magmaozean des Erdtrabanten Wasser.
Der Mond enthielt scheinbar schon früh in seiner Geschichte Wasser. Dies schließen US-Forscher im Fachblatt „Nature Geoscience“ aus der Analyse von Mineralien, die aus der Kruste des Erdtrabanten stammen. Der Fund könnte einen vermeintlichen Widerspruch verschiedener Studien erklären.
Der gängigen Theorie zur Entstehung des Mondes zufolge traf vor etwa 4,5 Milliarden Jahren ein Himmelskörper von der Größe des Mars die Protoerde. Das bei der Kollision herausgeschleuderte Gestein sammelte sich unter enormer Hitze und gewaltigem Druck zu einer flüssigen Magmakugel, die im Laufe der Zeit abkühlte und sich verfestigte.
Nach dem Aufprall, so dachte man, müsse sich sämtliches Wasser verflüchtigt haben. Jahrzehntelang galt der Mond als absolut trocken.
Gestein stammt von Apollo-Missionen - Erst in den vergangenen Jahren fanden Forscher eindeutige Hinweise auf Wasser sowohl an der Mondoberfläche als auch in Gestein. Nun untersuchten Wissenschaftler um Jejiu Hui von der University of Notre Dame (US-Staat Indiana) Plagioklas-Mineralien in sogenannten Anorthositen.
Dieses Gestein bildet den überwiegenden Teil der Mondkruste und stammt aus dem lunaren Magmaozean. Apollo-Missionen hatten die Brocken eingesammelt und zur Erde gebracht.
Per Infrarotspektroskopie entdeckten die Wissenschaftler in den Plagioklas-Einschlüssen Wassergehalte ab fünf ppm (parts per million). Sie gehen davon aus, dass die Feuchtigkeit in den Einschlüssen aus der frühen Geschichte des Mondes stammt und nicht erst später etwa durch Meteoriten auf den Erdtrabanten gelangte.
Sie kalkulieren, dass der frühe Magmaozean 320 ppm Wasser enthalten haben könnte. Zum Vergleich: Im Erdmantel liege der Anteil Schätzungen zufolge unter 200 ppm, erklärt Urs Mall vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau (Niedersachsen).
Studie könnte die Diskrepanz erklären-Die Studie ist wichtig für Theorien zur Mondentstehung. Vor zwei Jahren hatten US-Forscher das vermutete Alter des erstarrten Magmaozeans infrage gestellt. Nach der Analyse bestimmter Anorthositen kamen sie zu dem Schluss, dass sich das flüssige Gestein erst vor etwa 4,36 Milliarden Jahren verfestigte - deutlich später als gemäß der gängigen Kollisionstheorie angenommen.
Die jetzige Studie könnte die Diskrepanz erklären, meint Mondexperte Mall. „Die Studie ist zweifelsohne hochinteressant“, sagt er. Ob die Schätzungen der Forscher zum damaligen hohen Wassergehalt zutreffen, lässt Mall zwar dahingestellt.
Aber grundsätzlich könne ein größerer Wassergehalt erklären, warum das Gestein später erstarrte als gemäß der gängigen Theorie vorhergesagt.