So will die WHO die Welt vor Pandemien schützen

Baku, 21. Mai, AZERTAC
„Die nächste Pandemie ist keine Frage des ›ob‹, sondern des ›wann‹“, warnt WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Die Weltgemeinschaft hat nun einen Vertrag beschlossen, der Panik und Chaos wie während der Coronapandemie verhindern soll, falls es zu einer neuen Gesundheitsnotlage kommt.
Bei ihrer Jahresversammlung in Genf nahmen die Delegationen der Mitgliedsländer den Pandemievertrag ohne Abstimmung an. Der Konferenzvorsitzende fragte, ob es Vorbehalte gebe. Als sich niemand meldete, erklärte er den Vertrag für angenommen. Antworten auf drängende Fragen:
Was lief bei der Coronapandemie schief? - Als sich 2020 das Coronavirus Sars-CoV-2 von China aus in der ganzen Welt verbreitete, reagierten viele Länder mit Panik. Masken und Schutzmaterial waren knapp. Regierungen machten einander Bestellungen streitig, viele verhängten Ausfuhrsperren für solches Material, auch Deutschland. Als endlich Impfstoff verfügbar war, horteten Länder die Impfdosen, die USA und Indien stoppten sämtliche Ausfuhren. Und während in reichen Ländern schon die dritte Impfung verabreicht wurde, warteten Menschen in ärmeren Ländern noch auf die erste Lieferung.
Die Folgen: schätzungsweise 36 Millionen Tote weltweit – durch eine Infektion oder weil sie wegen anderer Krankheiten in der Pandemie nicht behandelt werden konnten. Die Wirtschaft brach weltweit ein.
Was wird mit dem Vertrag anders? – Erst mal sollten wir feiern, dass es in diesen Momenten der internationalen Fragmentierung doch möglich war, diese Verhandlungen erfolgreich abzuschließen“, sagte Beate Kampmann, Direktorin des Instituts für Internationale Gesundheit an der Charité, dem Science Media Center. Damit ist ein wichtiger Meilenstein zur Verbesserung der internationalen Gesundheitskooperation zwischen den Ländern, die der WHO angehören, erreicht worden. Nun komme es auf die konkrete Umsetzung an.
Der Vertrag sieht eine ganze Reihe von Maßnahmen vor:
Prävention: Länder verpflichten sich, ihre Gesundheitssysteme und die Überwachung des Tierreichs so zu stärken, dass Krankheitsausbrüche schnell entdeckt und möglichst im Keim erstickt werden.
Lieferketten: Alle Länder sollen Zugriff auf Schutzmaterial, Medikamente und Impfstoff haben. Gesundheitspersonal soll weltweit zuerst versorgt werden.
Technologietransfer: Pharmafirmen sollen ihr Know-how teilen, damit auch in anderen Ländern Medikamente und Impfstoffe produziert werden können.
Forschung und Entwicklung: DNA-Sequenzen von Pathogenen – also etwa Viren, Bakterien oder anderen Mikroorganismen – sollen für die Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen frei zur Verfügung gestellt werden. Im Gegenzug sollen Impfstofffirmen der WHO zehn Prozent ihrer Produktion zur Verteilung in ärmeren Ländern spenden und weitere zehn Prozent zu günstigen Preisen abgeben – das sogenannte Pabs-System.