Unicef berichtet von massenhaften Kindesvergewaltigungen in der Demokratischen Republik Kongo

Baku, 11. April, AZERTAC
Weitgehend unbeachtet von der Weltöffentlichkeit spielt sich im Osten der Demokratischen Republik Kongo (DRK) ein Konflikt ab, dessen Brutalität nur schwer zu fassen ist. Dies untermauern nun Schilderungen des Unicef-Sprechers James Elder aus der Stadt Goma im Osten des Landes. Elder berichtet von extremer Gewalt, der insbesondere Kinder in der Region schutzlos ausgesetzt seien.
„Die Rate der sexuellen Gewalt gegen Kinder war noch nie so hoch wie heute“, so Elder laut einer Unicef-Mitteilung. Aus Berichten von Kinderschutzakteuren gehe hervor, dass zwischen 35 und 45 Prozent der fast 10.000 Fälle von Vergewaltigung und sexueller Gewalt, die den Schutzakteuren allein im Januar und Februar dieses Jahres aus dem Osten des Landes gemeldet wurden, auf Kinder entfallen.
Anders ausgedrückt: „Während der intensivsten Phase des diesjährigen Konflikts im Osten der DRK wurde alle halbe Stunde ein Kind vergewaltigt“, so Elder.
Er forderte, dass Unicef nach der Streichung von Entwicklungshilfeprogrammen weiter finanziell unterstützt werden müsse. Ansonsten könnten Hilfs- und Schutzprogramme für Betroffene sexueller Gewalt für 250.000 Kinder nicht weiter aufrechterhalten werden.
Die humanitäre Lage im Osten der DRK ist katastrophal. Seit Anfang des Jahres rückt die Rebellengruppe M23 in der Region vor. Mit Unterstützung Ruandas haben die Milizen die Provinzhauptstadt Goma erobert und die Regierungstruppen der DRK teilweise zurückgedrängt. Mehr als 230.000 Menschen sind vor den Kämpfen geflohen. Der Konflikt verläuft auch entlang ethnischer Linien, wie AZERTAC unter Berufung auf Spiegel berichtete.
Unicef-Sprecher sieht „bewusste Taktik des Terrors“ - Elder berichtete auch von konkreten Fällen, die ihm in Goma begegnet seien: So habe er mit einem 13-jährigen Mädchen gesprochen, das nach einer Vergewaltigung schwanger geworden sei und einen Kaiserschnitt über sich habe ergehen lassen müssen, weil ihr Körper für eine normale Geburt zu klein war.
„Wir sprechen hier nicht über einzelne Vorfälle, sondern über eine systemische Krise“, so Elder. „Wir sehen Überlebende im Alter von Kleinkindern. Es ist eine Kriegswaffe und eine bewusste Taktik des Terrors.“
Tatsächlich gibt es seit dem Beginn der Kämpfe immer wieder Schreckensmeldungen aus der Region.
Bei der M23-Offensive auf die Millionenstadt Goma soll es bis zu 8000 Tote gegeben haben.
Die Uno warf der von Ruanda unterstützten Miliz M23 zudem die standrechtliche Hinrichtung von Kindern vor.
Zuletzt hatte sich auch Ugandas Armee in den Konflikt eingeschaltet und nach eigenen Angaben mehr als 240 Rebellen in der Provinz Ituri getötet. Über die Verluste der eigenen Truppen gab es widersprüchliche Angaben.