WIRTSCHAFT
Warum die britische Wirtschaft in der Krise steckt
Baku, den 12. März (AZERTAG). Viele Unternehmen in Großbritannien sind international kaum noch wettbewerbsfähig. Da hilft auch die eigene Währung nicht. Die Regierung in London gibt sich optimistisch, ob das reicht?
Der britische Kaffeemaschinen-Hersteller Fracino spürt schon die Vorboten einer womöglich langjährigen Konjunkturschwäche auf der Insel: „Unsere Kunden kaufen nur noch die einfachen Maschinen“, sagte Firmenchef Adrian Maxwell. Die teureren Geräte blieben dagegen seit einigen Monaten in den Regalen stehen. „Wenn sich nichts ändert und die Leute weiter ihr Geld so sehr zusammenhalten, wird es ein langer und harter Weg, bis die Geschäfte wieder besser laufen.“
Fracino ist ein Sinnbild für die britische Wirtschaft, der die dritte Rezession seit 2008 droht. Denn Anzeichen für eine rasche Erholung sind angesichts des harten Sparkurses der Regierung von David Cameron nicht in Sicht. Die ersten Investoren, etwa bei der Fondsgesellschaft Franklin Templeton, gehen bereits auf Abstand und trennen sich von ihren britischen Staatsanleihen.
Dabei hatte Fracino vor fünf Jahren, als die Finanzkrise ihre Schockwellen um die Welt schickte, zunächst alles richtig gemacht. Das Unternehmen suchte sich neue Kunden im Ausland. Der Exportanteil lag 2012 bei 25 Prozent, vor der Krise waren es lediglich zwei Prozent.
Wertverlust des Pfund Sterling half nur wenig - Es ist genau die Ausrichtung, die sich die konservative Regierung Camerons seit ihrem Amtsantritt 2010 gewünscht hat. Doch ihre ambitionierten Pläne, die Exportwirtschaft zu stärken, sind angesichts der Krise in wichtigen Abnehmerländern in der Euro-Zone ins Wanken gekommen.
Auch der Kursverfall des britischen Pfundes half kaum. Die britische Währung hat seit 2007 etwa 20 Prozent an Wert verloren. Nach Daten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ist der britische Anteil am Welthandel in der gleichen Zeit aber um etwa sechs Prozent zurückgegangen.
„Das ist schon erstaunlich“, sagte OECD-Volkswirt Christophe Andre. Von den sieben wichtigsten Industriestaaten laufe es nur in Italien schlechter. Nicht der Preis, sondern das Angebot sei das Problem, sagt der Experte.
Großbritannien hinkt bei High-Tech hinterher - Denn Großbritannien produziere schlicht nicht das, was die Welt brauche, etwa High-Tech-Produkte, für die Deutschland berühmt ist. Zwischen 2005 und 2011 sank die Produktion von Hochtechnologie in Großbritannien um durchschnittlich 0,7 Prozent pro Jahr, während sie in der Europäischen Union insgesamt stieg.
Nur in den Krisenstaaten Griechenland, Portugal und Italien lief es ähnlich schlecht. „Das lehrt uns wirklich einiges über die Wettbewerbsfähigkeit Großbritanniens“, sagte Andre.
Die Herabstufung der britischen Kreditwürdigkeit durch die Ratingagentur Moody's im Februar spiegelt wieder, wie lange die Wirtschaftsmisere dauern könnte. Die Agentur rechnet frühestens in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts mit stärkerem Wachstum.