WISSENSCHAFT UND BILDUNG
Älteste Gliederfüßer in Bernstein entdeckt
Baku 28. August (AZERTAG). Es sind die bei weitem Ältesten ihrer Art, die je in versteinertem Harz gefunden wurden. In Bernsteintropfen entdeckten Paläontologen zwei Milben und ein Flügelinsekt aus dem Erdmittelalter.
Paläontologen haben in den Dolomiten zwei neue Milbenarten und ein Insekt mit Flügeln gefunden. Ihre Entdeckungen sind 230 Millionen Jahre alt und damit etwa 100 Millionen Jahre älter als alle bisher bekannten Bernsteinfossilien. Die Fossilien liefern wichtige Erkenntnisse über die Zeit, in der sie lebten.
Sieben Jahre lang untersuchten die Wissenschaftler 70.000 Bernsteinstücke aus Italien nach Einschlüssen und entdeckten unter anderem zwei Milbenarten aus dem Erdmittelalter, dem Zeitalter der Trias, berichten sie in den „Proceedings of the National Academy of Sciences“. Die Milben seien den heutigen Gallmilben sehr ähnlich und repräsentieren die Arten Triasacarus fedelei und Ampezzoa triassica.
„Diese Gruppe muss wesentlich älter sein als bisher angenommen“, erklärt Alexander Roland Schmidt von der Universität Göttingen, Mitautor der Studie. „Mit dem Fund stoßen wir zum ersten Mal in die Evolution dieser Zeit vor.“ Während der Trias hat es große Veränderungen der Tier- und Pflanzenwelt gegeben. Mehr Tiere und Pflanzen seien gestorben als beim Aussterben der Dinosaurier vor rund 65 Millionen Jahren. Deshalb sei interessant herauszufinden, welche Lebensformen diese Zeit überstanden haben.
Die Gruppe der Gallmilben (Eriophyoidea) umfasst heute mehr als 3500 Arten. Die Parasiten verursachen auf ihren Wirtspflanzen oft Wachstumsanomalien, sogenannte Gallen. Anders als die meisten der heutigen Gallmilben, die sich von Blütenpflanzen ernähren, fraßen die beiden Milbenarten aus dem frühen Erdmittelalter Nadelgehölze. „Wir wissen jetzt, dass Gallmilben sehr anpassungsfähig sind“, berichten die Forscher. Offenbar änderten die Milben ihre Nahrungsweise als sich in der Kreidezeit die Blütepflanzen ausbreiteten.
Den dritten Bernsteineinschluss, einen Zweiflügler, konnten die Wissenschaftler nicht genauer identifizieren, da er nur schlecht erhalten ist. Aber auch dieses Fossil zeige, dass auch Insekten in ungewöhnlich alten Bernsteinen enthalten sein können.
Es sei unmöglich, Informationen über das Erbgut aus den Bernsteineinschlüssen zu erhalten. „Das sind Hollywood-Fantasien“, betonte der Wissenschaftler. Jedoch sei das Äußere der Tiere bis in den Mikrometerbereich gut erhalten. „Wir können Haare und sogar die Zellstruktur erkennen“, sagt Schmidt.