WELT
Amazon sperrt Server für Wikileaks-Dokumente
Baku, den 2. Dezember (AZERTAG). In den USA wird der Internet-Enthüllungsplattform Wikileaks das Leben schwer gemacht. Dahinter steckt offenbar politischer Druck.
Die Enthüllungsplattform Wikileaks hat den Zugang zu ihrem bisherigen US-Server verloren und sucht jetzt eine Internet-Heimat in Europa. „Wikileaks von Amazon-Server verdrängt. Freie Rede im Land der Freien“, teilte die Internetplattform per Kurznachrichtendienst Twitter am Mittwoch mit. Kurz zuvor hatte das US-Internet-Unternehmen Amazon die Dokumente der Enthüllungsplattform Wikileaks von seinen Servern verbannt. Die Internet-Aktivisten hatten bei der Veröffentlichung der geheimen diplomatischen US-Depeschen auf den Amazon Web Service (AWS) zurückgegriffen, um die hohen Zugriffszahlen auf die Dokumente bewältigen zu können.
Per Twitter teilte Wikileaks zu dem Schritt weiter mit: „Prima - unsere Dollars werden nun ausgegeben, um Leute in Europa zu beschäftigen.“ Wenn Amazon solche Problem mit der Redefreiheit habe, „sollten sie aufhören, Bücher zu verkaufen“.
Amazon habe die Nutzung seiner Server durch Wikileaks gestoppt, nachdem Mitarbeiter von US-Senator Joe Lieberman Nachforschungen angestellt hätten, berichtete der US-Fernsehsender CNN unter Berufung auf das Büro Liebermans.
Liebermann, Vorsitzender des Homeland- Security-Ausschusses, hatte Amazon mit einem Boykott gedroht, berichtete die britische Tageszeitung Guardian. „Ich hätte mir gewünscht, dass Amazon diese Maßnahme früher ergreift angesichts der vorherigen Veröffentlichungen klassifizierter Informationen durch Wikileaks“, sagte Liebermann.
Lieberman rief derweil dazu auf, der Plattform auch in anderen Länder die Nutzung zu Servern zu verwehren. „Wikileaks’ illegales, ungeheuerliches und rücksichtsloses Vorgehen setzt unsere nationale Sicherheit aufs Spiel und gefährdet rund um den Globus Leben“, hießt es in einer Mitteilung des parteilosen Senators. „Kein verantwortungsbewusstes Unternehmen - ob amerikanisch oder ausländisch - sollte Wikileaks bei seine Bemühungen helfen, gestohlenes Material zu verbreiten.“
Wikileaks hatte mit einem Umzug in die „Cloud“, also in ein Netz von verteilten Rechenzentren, sich auch gegen mögliche Attacken auf seine technische Infrastruktur wappnen wollen:
Seit der Veröffentlichung der ersten geheim-Dokumente hatten Hacker immer wieder versucht, die Website cablegate.wikileaks.org mit einem sogenannten Distributed-Denial-of-Service-Angriff (DDoS) lahmzulegen. Dabei werden von zahlreichen Rechnern aus dem Netz unendlich viele Anfragen an den Wikileaks-Rechner geschickt, um den Server in die Knie zu zwingen. Amazons Angebot für das „Cloud Computing“ richtet sich an Unternehmen, die große Datenmengen im Internet möglichst sicher unterbringen und vor Verlusten schützen wollen.