WELT
Astronauten-Affe aus dem Archiv
Baku, den 4. Februar (AZERTAG). Der Affe lebt und ist wohlauf! Und es war zwar nur ein kleiner Trip für den Primaten - aber ein großer Schritt für die Nation. So in etwa war der Jubelbericht aus Iran zu verstehen, den der staatliche TV-Sender al-Alam Anfang der Woche verbreitet hatte: Ein Affe soll demnach in der Raumkapsel „Pischgam“ („Pionier“) bis in eine Höhe von 120 Kilometern ins All transportiert worden und dann unbeschadet zur Erde zurückgekehrt sein; ein Erfolg für das iranische Weltraumprogramm, der natürlich mit Bildern des Affen-Astronauten belegt wurde. Doch nun gab das Regime zu: Der gezeigte Affe war gar nicht im All.
Schon kurz nach der Präsentation des Weltraumpassagiers hatten die ersten ausländischen Beobachter Zweifel angemeldet. Ein Studium des iranischen Bildmaterials förderte zutage, dass sich der - vermeintliche - Rückkehrer in wesentlichen Merkmalen von dem vor dem Start präsentierten Primaten unterschied: Nase und Gesichtszüge sähen irgendwie anders aus, das Fell wirke heller und vor allem sorgte ein Muttermal oberhalb des rechten Auges für Stirnrunzeln bei den Skeptikern.
Nun musste Mohammad Ebrahimi, ein hochrangiger Vertreter des iranischen Weltraumprogramms, gegenüber der Nachrichtenagentur AP tatsächlich einräumen, dass auf manchen Bildern, die angeblich den Weltraumreisenden zeigten, in Wahrheit ein anderer Primat zu sehen war - ein „backup monkey“ aus dem Archiv, wie sich die US-amerikanische Agentur charmant ausdrückt. Die iranischen Medien hätten Fotos von zwei verschiedenen Affen veröffentlicht.
Eine Ratte, Schildkröten - und Insekten- Allerdings besteht Iran weiterhin darauf, dass die Mission erfolgreich abgeschlossen worden und der wahre Astronauten-Affe wirklich geflogen und auch zur Erde zurückgekehrt sei. Sein Name laute „Pischgam“, „Pionier“. Nun hatte aber ursprünglich - zumindest in dem TV-Bericht des Staatssenders - die Raumkapsel so geheißen. Das dürfte für noch mehr Verwirrung sorgen und die vermeintliche Erfolgsgeschichte umso unglaubwürdiger machen.
Ob dies allein allerdings den Westen beruhigen wird, ist zweifelhaft - er verfolgt iranische Raketenstarts mit großer Skepsis. Der kurze Ausflug des Affens ins All war als Teil der Vorbereitungen für Irans ersten bemannten Raumflug gedacht, der nach den Worten von Präsident Mahmud Ahmadinedschad bis spätestens 2020 stattfinden soll.
Die westlichen Regierungen befürchten, dass Teheran - trotz zahlreicher Dementis - an der Entwicklung von Atomwaffen und Langstreckenraketen arbeitet. Das iranische Satellitenprogramm stößt genau deshalb auf Kritik: Zuletzt hatte Iran am 3. Februar 2012 einen 50 Kilogramm schweren Beobachtungssatelliten mit einer Rakete ins All geschickt - und die iranische Raumfahrt ist ohnehin dem Verteidigungsministerium angegliedert.
Über die Planungen für den Affen-Flug hatten die iranischen Medien in den vergangenen Wochen wiederholt berichtet. Der Starttermin sollte demnach zwischen dem 31. Januar und 10. Februar liegen - zeitgleich mit den Feierlichkeiten zum 34. Jahrestag der islamischen Revolution von 1979. Ein erster Versuch mit einem Affen im Jahr 2011 war übrigens fehlgeschlagen, wie die Behörden damals indirekt und ohne Angabe von Gründen einräumten.
Bereits im Februar 2010 hatte das Land eine Ratte, Schildkröten sowie Insekten erfolgreich mit einer Kapsel ins All geschickt. Wie es diesen Tieren genau erging? Ebenfalls unbekannt.