WISSENSCHAFT UND BILDUNG
Bekannter ägyptischer Archäologe Zahi Hawass kritisiert seinen Kollegen
Baku, 10. Mai, AZERTAC
Liegt hinter dem Grab von Tutanchamun das Grab der legendären Königin Nofretete? Über angebliche Indizien sind Forscher aneinandergeraten.
Der Fund wäre eine riesige Sensation: Wissenschaftler hegen den Verdacht, dass hinter einer Wand im Grab des ägyptischen Pharaos Tutanchamun die Königin Nofretete bestattet ist. Radaranalysen des britischen Archäologen Nicolas Reeves hatten die Vermutung ausgelöst.
Nun jedoch gibt es Streit. Der bekannte ägyptische Archäologe Zahi Hawass kritisiert seinen Kollegen Reeves scharf: "In meiner gesamten Karriere ist mir nie eine Entdeckung begegnet, die mit Hilfe von Radar gemacht wurde", sagte er auf einer Expertenkonferenz in Kairo.
Reeves verteidigte auf der Tagung seine Theorie: Radarbilder hätten den Verdacht genährt, dass hinter dem Grab von Tutanchamun zwei Hohlräume lägen, die Metall und organisches Material enthielten.
"Ich habe nach Indizien gesucht, die meine Theorie widerlegen, aber keine gefunden", sagte er in Kairo. Stattdessen habe er immer mehr Belege gefunden, die seine These stützten - etwa Wärmebilder.
Möglicher Sondeneinsatz - Ägyptens Antikenminister Khaled al-Anani bewilligte auf der Konferenz noch keine nähere Erkundung des Grabes. "Wir müssen uns zu 100 Prozent sicher sein, dass da ein Hohlraum ist", sagte er.
Der vormalige Antikenminister Mamdouh el-Damati hatte im März erklärt, Experten seien sich "zu 90 Prozent" sicher, dass es weitere Kammern gebe.
Ein ägyptisch-amerikanisches Forscherteam hat bereits weitere Radarmessungen vorgenommen. Das Ergebnis ist noch unbekannt. Experten zufolge wäre es möglich, Sonden einzusetzen, die durch die aufgebohrte Wand geschoben würden.
Reeves war im vergangenen August mit der Theorie über weitere Kammern im Tutanchamun-Grab an die Öffentlichkeit getreten. Sein Aufsatz über Linienstrukturen in zwei Wänden des 1922 entdeckten Grabes des Kindkönigs (um 1330 v. Chr.) sorgte weltweit für Aufsehen.
Reeves erkannte in ihnen vermauerte Durchgänge. Er vermutete sogar, dass sich das bislang unentdeckte Grab der Nofretete hinter der Nordwand befinden könnte. Schon die Entdeckung weiterer Kammern wäre eine archäologische Sensation.