WISSENSCHAFT UND BILDUNG
Das 113. Element
Baku, den 1. Oktober (AZERTAG). Mit einem Teilchenbeschleuniger wollen japanische Physiker das künstliche chemische Element 113 erzeugt haben. Der Nachweis gelang - wenn auch indirekt. Doch auch russische Forscher beanspruchen die Entdeckung als ihren Erfolg.
Der vorläufige Name des Elements mit der Ordnungszahl 113 steht schon länger fest. Ununtrium heißen die Atome mit 113 Protonen im Kern, die Bezeichnung stammt von der International Union of Pure and Applied Chemistry (IUPAC). Doch schon bald könnte das Element einen richtigen Namen bekommen, so wie das 1994 bei der Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI) in Darmstadt künstlich hergestellte Element 110. Es heißt seit 2003 Darmstadtium.
Ununtrium wird womöglich eines Tages einen japanisch klingenden Namen tragen. Denn gerade hat ein Forscherteam am japanischen RIKEN Nishina Center for Accelerator-based Science den Nachweis des Elements 113 gemeldet. Man habe eine Kette von sechs Zerfallsprodukten von Ununtrium identifiziert, schreiben Kosuke Morita und seine Kollegen im Fachblatt „Journal of the Physical Society of Japan“.
Sogenannte superschwere Elemente sind sehr schwer nachzuweisen, weil ihre Atomkerne nicht stabil sind und binnen Millisekunden zerfallen. Physiker erzeugen die Mega-Kerne im Labor, indem sie kleinere stabile Atomkerne aufeinanderschießen. Dann beobachten sie die Zerfallsprodukte wie die aus zwei Protonen und zwei Neutronen bestehenden Alphateilchen, um das Ursprungsatom dingfest zu machen.
Moritas Team hatte Zink-70-Kerne auf eine Energie von rund 350 MeV beschleunigt und auf eine Schicht aus Wismut-209 gefeuert. Dabei entstand nach Angaben der Forscher das Isotop Ununtrium-278, dessen Kern aus 113 Protonen und 165 Neutronen besteht. Dieses Isotop wandelte sich dann durch sechs aufeinanderfolgende Alpha-Zerfälle in Mendelevium-254 um. Das Mendelevium sei dann über den Alpha-Zerfall eines Tochterkerns nachgewiesen worden.
„Seit mehr als neun Jahre versuchen wir, das Element 113 nachzuweisen“, sagte Morita. „Nun, wo wir es endlich geschafft haben, fällt eine große Last von meinen Schultern.“ Um das Element 113 liefern sich Physiker ein regelrechtes Wettrennen. Wer das Element zuerst zweifelsfrei im Labor hergestellt hat, darf einen Namen dafür vorschlagen. Erste Hinweise auf Ununtrium hatten die japanischen Physiker bereits 2004 und 2005 vermeldet. Allerdings war es den Forschern damals nicht gelungen, die gesamte Zerfallskette zweifelsfrei nachzuweisen.
Hoffnungen auf eine Namensgebung machen sich auch noch russische und amerikanische Physiker. 2004 berichteten Forscher vom Lawrence Livermore National Laboratory und dem Joint Institute for Nuclear Research in Russia (Dubna), sie hätten sowohl das Element 113 als auch das Element 115 hergestellt. Wie das Rennen ausgegangen ist, muss nun die International Union of Pure and Applied Chemistry (IUPAC) entscheiden.