GESELLSCHAFT
Drosophila melanogaster gilt als einer der am besten untersuchten Organismen
Baku, 15. September, AZERTAC
Ziemlich oft, wenn Forscher ein Tierchen suchen, an dem es sich gut forschen lässt, fällt die Wahl auf Fruchtfliegen. Eine gewisse Berühmtheit erlangte die Art Drosophila melanogaster - sie gilt als einer der am besten untersuchten Organismen der Welt.
Auch für eine neue Studie haben sich Wissenschaftler Fruchtfliegen angeschaut. Dabei ging es um den Flug der Tiere, sie verfügen wie einige andere Insekten über außergewöhnliche Manövrierfähigkeiten.
Fruchtfliegen können etwa auf Windböen reagieren, Angriffen - etwa durch den Menschen - blitzschnell ausweichen und sich auf beweglichen Objekten wie im Wind wiegenden Pflanzen niederlassen.
Solche Fähigkeiten hat auch ein an der Technischen Universität Delft in den Niederlanden neu entwickelter Roboter. Nach dem Vorbild der Fruchtfliege kann er autonom in sämtliche Richtungen flattern und auch in der Luft schweben. Das wendige Gerät wiegt 28 Gramm und erreicht in der Vorwärtsbewegung eine Geschwindigkeit von 25 Kilometern pro Stunde, wie die Forscher um Matéj Karásek im Fachjournal "Science" schreiben. Es könnte etwa eingesetzt werden, um den Insektenflug genauer zu studieren.
Um die hohe Wendigkeit zu erreichen, versahen die Forscher ihre Roboter-Fliege mit zwei Flügeln pro Seite, die je nach Ausrichtung und Schlagmuster die Richtung und Geschwindigkeit bestimmen. Mit einer Spannweite von 33 Zentimetern - jeder Flügel misst 14 Zentimeter - ist das Gerät 55 Mal größer als eine Fruchtfliege.
Im Innern steckt ein knapp drei Gramm schwerer Autopilot, der mit einem programmierbaren Mikrocomputer und einigen Sensoren wie etwa einem Höhenmesser ausgestattet ist. Die Flügel schlagen 17 Mal pro Sekunde.
"Der Roboter kann einen stationären Schwebflug durchführen und sich auch in jede Richtung mit schnellen, aber geschmeidigen und wiederholbaren Übergängen bewegen", schreibt das Team. Die ungewöhnliche Agilität erlaube unter anderem Wendemanöver um 360 Grad. Eine Batterieladung reicht den Forschern zufolge aus, um das Gerät fünf Minuten in der Luft schweben zu lassen oder um einen Kilometer zurückzulegen.
"Als ich den Roboter zum ersten Mal fliegen sah, war ich verblüfft darüber, wie sehr sein Flug dem von Insekten ähnelt, vor allem bei Manövern", wird der Zoologe und Ko-Autor Florian Muijres von der Universität Wageningen in einer Mitteilung der TU Delft zitiert. Wie geeignet der kleine Forschungsroboter für Anwendung in der Praxis sein wird, muss sich aber erst noch herausstellen.