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Dynamo im Mond lief länger als angenommen
Baku, den 28. Januar (AZERTAG). Einst besaß der Mond ein Magnetfeld. Das muss länger bestanden haben als angenommen - und eine andere Energiequelle gehabt haben, als man sie heute kennt.
Der Dynamo in unserem Mond ist mindestens eine halbe Milliarde Jahre länger gelaufen als bislang angenommen. Das schließen Forscher um Erin Shea vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) aus magnetischen Spuren in Mondgestein. Die Erkenntnisse stellten die gängigen Dynamotheorien auf eine harte Probe, schreiben die Wissenschaftler im US-Journal „Science“.
Wie die Erde heute, besaß auch der junge Mond einst ein Magnetfeld, das von einem inneren Dynamo erzeugt wurde. Dieser Dynamoeffekt entsteht durch eine elektrisch leitende Schmelze im Inneren eines Mondes oder Planeten, die wie Wasser in einem Kochtopf aufsteigt und wieder absinkt. Durch diese sogenannte Konvektion kommt es zu einem elektrischen Strom, der seinerseits wiederum ein Magnetfeld erzeugt.
Im Gegensatz zur Erde gilt der Mond heute jedoch als weitgehend abgekühlt: Sein Dynamo und damit das Magnetfeld sind erloschen.
Doch offensichtlich lief der Monddynamo erheblich länger als gedacht: 3,7 Milliarden Jahre altes Mondgestein, das „Apollo 11“ zurück zur Erde gebracht hatte, zeigt eindeutige Spuren einer magnetischen Ordnung, wie die US-Forscher ausführen. Damit muss es bei seiner Entstehung vor 3,7 Milliarden Jahren noch ein kräftiges Magnetfeld auf dem Erdtrabanten gegeben haben. Die zuvor jüngsten Belege für ein lunares Magnetfeld sind 4,2 Milliarden Jahre alt. Damit hat das Mondmagnetfeld nicht nur sehr viel länger existiert als bislang bekannt, sondern es war auch stärker als angenommen.
Denn die Magnetspuren im Mondgestein legen nahe, dass dieses einem Magnetfeld von mindestens 12 Mikrotesla Stärke ausgesetzt gewesen sein muss, wahrscheinlich deutlich mehr. Das sei nur knapp mit den gängigen Dynamomodellen vereinbar, die ein Feld von 0,2 bis maximal 15 Mikrotesla für den Mond ergeben. Zum Vergleich: Das Magnetfeld der sehr viel größeren Erde hat am Äquator eine Stärke von 30 Mikrotesla.
Zudem müsse es eine andere Energiequelle als die klassische Konvektion für den Monddynamo gegeben haben, meinen die Wissenschaftler. Die Konvektion müsse nach heutigem Wissen früher zum Erliegen gekommen sein. Beide Schlussfolgerungen zusammen stellten die gängigen Vorstellungen vom frühen Monddynamo infrage.