WISSENSCHAFT UND BILDUNG
Erstmals Kometenfabrik im Universum entdeckt
Baku, den 8. Juni (AZERTAG). Wie genau Planeten entstehen, ist noch immer rätselhaft. Sicher scheint, dass sie sich aus Staubkörnern zusammenballen. Die Sache hat aber einen Haken. Eine Entdeckung hilft nun das Rätsel zu lösen.
Ein internationales Astronomenteam hat eine langgesuchte Kometenfabrik aufgespürt. Mit dem ALMA-Observatorium in Chile entdeckten die Forscher erstmals eine sogenannte Staubfalle.
Sie war als wichtige Voraussetzung für die Entstehung von Kometen, Asteroiden und Planeten theoretisch vorhergesagt worden. Die Gruppe um Nienke van der Marel von der Sternwarte Leiden in den Niederlanden stellt ihre Beobachtung im US-Fachblatt „Science“ vor.
Astronomen wissen heute, dass es in unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße, vor Planeten nur so wimmelt. Die ersten Schritte der Planetenentstehung sind jedoch noch immer rätselhaft.
Die gängige Theorie geht davon aus, dass sich Planeten, Kometen und andere Begleiter eines Sterns aus einer Staubscheibe zusammenballen, die die meisten jungen Sonnen umgibt. Wie genau aus Staubkörnern die ersten größeren Brocken werden, ist jedoch nicht klar.
Kollisionen von Staubkörnern - Zwar tendieren die Staubkörner dazu, aneinander kleben zu bleiben. Sobald sie dadurch jedoch eine kritische Größe erreichen, pulverisieren sie sich bei Kollisionen gegenseitig, und der Prozess beginnt von vorne. Zudem driften größere Brocken in der Regel in Richtung ihres Zentralgestirns und stürzen schließlich hinein.
Als Lösung haben Astronomen sogenannte Staubfallen vorgeschlagen - Wirbel in der Staubscheibe, in denen der Druck groß genug ist, dass die Körnchen über die kritische Größe wachsen können.
Staubfallen können etwa von der Schwerkraft dicht benachbarter Sterne erzeugt werden, oder von bereits bestehenden Planeten, die durch Staubscheiben pflügen und dabei Wirbel hinterlassen.
Cashew-förmige Region - Bei dem knapp 400 Lichtjahre entfernten Stern Oph-IRS 48 im Sternbild Schlangenträger (Ophiuchus) entdeckten die Forscher nun erstmals genau so eine Struktur.
Mit dem ALMA-Observatorium konnten die Astronomen sowohl die Strahlung der Staubkörnchen auffangen, als auch die Struktur der Staubscheibe untersuchen. Dabei entdeckten sie eine Cashew-förmige Region großer Dichte.
„Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir auf eine Art Kometenfabrik schauen, da die Bedingungen dort im Moment gerade so sind, dass Staubteilchen von Millimeter- zu Kometengröße heranwachsen können“, erklärt van der Marel in einer Mitteilung der Europäischen Südsternwarte ESO, die an ALMA beteiligt ist.
„Es ist unwahrscheinlich, dass sich aus dem Staub bei dieser Entfernung vom Stern ausgewachsene Planeten bilden. Aber ALMA wird in naher Zukunft auch in der Lage sein, Staubfallen näher am Mutterstern zu beobachten, wo der selbe Mechanismus am Werk ist. Solche Staubfallen wären dann wirklich die Geburtsstätten von neuen Planeten.“ Die Entdeckung hilft, die ersten Schritte der Planeten- und Kometenentstehung zu enträtseln.
Das Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA) ist ein Gemeinschaftsunternehmen europäischer, amerikanischer und asiatischer Astronomen. Es befindet sich noch im Aufbau. Bislang ist erst ein Teil der geplanten 66 Radioantennen in Betrieb.