WELT
Extremer Smog in Indien: Luftqualität erreicht gefährliche Werte
![Extremer Smog in Indien: Luftqualität erreicht gefährliche Werte](/files/2023/3/1200x630/16991006141404537699_1200x630.jpg)
Baku, 4. November, AZERTAC
In Delhi macht dicker Smog den Menschen zu schaffen. Wegen starker Luftverschmutzung werden in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi, die Teil von Delhi ist, Bautätigkeiten zeitweise eingeschränkt. Zudem wurde Schulen geraten, vorerst Onlineunterricht zu geben, wie die zuständige Behörde am Donnerstag mitteilte. Das Cricket Board teilte mit, dass bei den verbleibenden Spielen der derzeitigen Kricket-Weltmeisterschaft in den Metropolen Neu-Delhi und Mumbai kein Feuerwerk mehr eingesetzt werde, da dieses zusätzlich zum Smog beitragen könne.
Laut dem Schweizer Technologieunternehmen IQAir , das weltweit die Luftqualität überwacht, wird diese in großen Teilen der Region als “gefährlich” eingestuft, die schlechteste von sechs möglichen Kategorien. Delhi ist demnach derzeit die Stadt mit der schlechtesten Luftqualität weltweit. Der Air quality index (Aqi) der Stadt lag am Vormittag mitteleuropäischer Zeit bei deutlich über 200 und fiel damit in die Kategorie “sehr ungesund”.
Ein Wert von 100 entspricht nach Angabe von US-Behörden im Allgemeinen der Höchstgrenze, die kurzfristig erreicht werden darf, ohne den Schutz der öffentlichen Gesundheit zu gefährden. Wer empfindlich reagiert, für den können bereits Werte über 50 zum Problem werden. Als gefährlich gilt die Lage ab einem Wert von 301.
Mitverursacher von Herz- und Kreislauferkrankungen - Der wurde am Vormittag etwa an einer Messstation in Nehru Nagar im Süden von Delhi deutlich überschritten, dort lag der Aqi bei 535. Für besonders kleine Feinstaubpartikel der Größe PM2.5, die besonders tief in den menschlichen Körper vordringen können, zeigte die Station 639 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft an - ein Vielfaches der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) noch als akzeptabel angesehenen Grenzwerte.
Als PM2,5 werden Feinstaubpartikel mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometern (tausendstel Millimetern) bezeichnet. Für die mittlere jährliche Belastung legt die WHO einen Richtwert von 5 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft fest. Sie hatte die empfohlenen Grenzwerte im Jahr 2021 gesenkt - zuvor hatten Studien gezeigt, wie stark die Gesundheit unter Luftverschmutzung leidet.
Die winzigen Teilchen dringen in verschiedene Organe ein und gelten als Mitverursacher von Herz- und Kreislauferkrankungen, Krebs, Demenz und anderen Krankheiten. Auch in Europa ist das ein Problem: Laut EU-Umweltbehörde wird die schlechte Luft für gut 300.000 vorzeitige Todesfälle pro Jahr in Europa verantwortlich gemacht.
Die Feinstaubbelastung in und um die indische Megametropole Delhi gehört zu den höchsten der Welt - und ist im Winter besonders ausgeprägt. Ein Grund für den Wintersmog: Bauern in den umliegenden Bundesstaaten verbrennen dann - trotz Verbot - Erntereste, um schnell und kostengünstig wieder anbauen zu können. Dazu kommen die Abgase von Autos, der Industrie und Staub von Baustellen und Müllverbrennungen.
Zuletzt beschwerten sich Kricketspieler bei der WM über den stinkenden Smog. Englische Spieler mussten beispielsweise Inhalatoren verwenden, die normalerweise Menschen nutzen, die an Asthma leiden, wie die britische Zeitung “I” berichtete.