WISSENSCHAFT UND BILDUNG
Forscher entdecken Kontinentgestein im Südatlantik
Baku, den 9. Mai (AZERTAG). Sind es die Reste eines versunkenen Kontinents? Im Südatlantik haben Forscher am Meeresgrund Granitgestein entdeckt - gewöhnlich besteht der Grund aus Basalt. Nun hofft das Team auf Hinweise auf den Urkontinent Gondwana.
1500 Kilometer östlich von Brasilien haben Forscher im Südatlantik eine überraschende Entdeckung gemacht. Sie fanden Granitgestein am Meeresgrund. Normalerweise besteht der felsige Untergrund der Ozeane aus Basalt. Das leichtere Granit bildet die Sockel der Kontinente. „Vermutlich handelt es sich bei unserem Fund um einen versunkenen Kontinent“, sagt Roberto Ventura vom Geologischen Dienst in Brasilien (CPRM).
Die brasilianischen Wissenschaftler waren zusammen mit japanischen Kollegen auf dem Forschungsschiff „Yokosuka“ drei Wochen im Südatlantik unterwegs. Über dem Rio-Grande-Plateau, einer ausgedehnten Untiefe, ließen sie das bemannte U-Boot „Shinkai 6500“ zu Wasser. Von dem Boot aus entdeckten die Forscher den Granit, in dem die Elemente Eisen, Mangan, Kobalt, Kupfer, Nickel, Niob und Tantal gesteckt hätten.
„Was macht dieses Gestein hier?“, hätten sie sich gefragt, als das Gestein auf einer Expedition vor einem Jahr erstmals an Bord ihres Schiffes gehoben worden war, sagte Ventura. Dass es tatsächlich Granit war, habe man erst nach der aktuellen zweiten Expedition geglaubt. Weitere Daten stützen nun den Befund, dass es sich um kontinentales Gestein handelt. Messungen hätten gezeigt, dass das Rio-Grande-Plateau weniger Schwerkraft besitze - ein klarer Hinweis auf Granitgestein.
Die Forscher hegen eine Theorie, was es mit dem versunkenen Land auf sich hat: Vermutlich handele es sich um den Überrest einer gigantischen Kontinentspaltung. Vor hundert Millionen Jahren riss unter vulkanischem Getöse in der Region der Urkontinent Gondwana entzwei. Beiderseits des Risses drifteten Afrika und Südamerika auseinander, den stetig größer und tiefer werdenden Bruch füllte Meerwasser - der Atlantik. Offenbar sei der Granitblock ein Relikt von Gondwana-Land, meint Ventura. Erkundungen sollen zeigen, ob das Gestein Geheimnisse von Gondwana birgt.