WELT
Google hat Überwachungssatelliten ins All geschickt
Baku, 17. September, AZERTAC
Google hat vier Überwachungssatelliten ins All gebracht. So will der Konzern noch intensiver das Geschehen auf der Erde auswerten. Denn die Späher erkennen alles, was größer als 90 Zentimeter ist.
So langsam wird deutlich, warum Google im Herbst 2014 für fast eine halbe Milliarde Dollar die damals noch kleine US-Satellitenfirma Skybox Imaging kaufte. Skybox wurde inzwischen in Terra Bella umbenannt und der Internet-Suchdienst Google hat inzwischen eine Dachgesellschaft mit dem Namen Alphabet. Anfangs heiß es, Skybox soll dazu beitragen, den Kartendienst Google Maps jeden Tag zu aktualisieren. Inzwischen wird deutlich, dass die Überwachungspläne aus dem All weitreichender sind. Soeben hat die Google-Tochter Terra Bella vier Überwachungssatelliten auf einen Schlag ins All befördert.
Google steigt mit seiner Satellitenfirma jetzt groß in das Geschäft um „Big Data“ aus dem All ein. Aus Bildern oder Videos aus ein paar Hundert Kilometer Höhe lassen sich wirtschaftlich sehr wertvolle Daten filtern. Beispielsweise können Autos auf den Parkplätzen von Supermärkten gezählt werden, um daraus den Umsatz der Kunden hochzurechnen, oder es werden Container in Umschlaghäfen analysiert, um die Wirtschaftskraft einer Region zu ermitteln.
Keine Gesichter zu erkennen - Die Google-Tochter Terra Bella spricht von einer 90-Zentimeter-Aufklärung ihrer mit einer europäischen Vega-Rakete gestarteten vier zusätzlichen Satelliten. Gemeint ist, dass ein Objekt größer als 90 Zentimeter einen Pixelpunkt auf einem Foto darstellt, also kein Gesicht oder Nummernschild zu erkennen ist. Aber alles über 90-Zentimeter-Größe wird für Google erkennbar. Zudem können aus 600 Kilometer Höhe Videoaufnahmen mit 30 Bildern pro Sekunde gemacht werden.
Dabei haben die vom US-Satellitenhersteller Space System Loral gebauten künstlichen Himmelskörper mit 60 x 60 x 80 Zentimeter Kantenlänge nur die Größe eines riesigen Koffers. Mit den vier neuen Satelliten SkySats 4-7 hat Google nunmehr insgesamt sieben Späher im All. Sie können binnen Stunden praktisch jeden Ort der Welt von oben beobachten.
Noch ist nicht klar, wie Terra Bella seine Satellitendaten vermarktet. Längst gibt es einen Anbieterwettbewerb um Bilder aus dem All und deren computergestützte Auswertung. Technologisch an der Spitze liegen die Satelliten der Militärs, deren Präzision auf den Fotos ein Geheimnis ist. Danach folgen mehrere Betreiber diverser Überwachungssatelliten. Derzeit werden in sehr kurzem Rhythmus zahlreiche Himmelsspäher gestartet. So wurde an Bord der Vega-Rakete mit den Terra-Bella-Satelliten auch ein Airbus-Überwachungssatellit für Peru ins All befördert. Vor wenigen Tagen hat Israel einen Spionagesatelliten gestartet, und das US-Unternehmen Planet Labs, das bereits über 60 kleine Erdbeobachtungssatelliten in eine Umlaufbahn gebracht hat, schickt fast jede Woche Kleinstsatelliten von der „Internationalen Raumstation“ in eine Umlaufbahn.
Schwergewicht der kommerziellen Späher ist das US-Unternehmen Digital Globe, das jetzt mit WorldView4 seinen modernsten Satelliten startet. Er kann Gegenstände von 31 Zentimetern als ein Pixel auf einem Foto darstellen - also noch viel genauer als die Google-Späher.
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