WELT
Kubanische Polizei nimmt Dutzende Dissidentinnen fest
Baku, den 19. März (AZERTAG). Sie waren auf dem Weg in den Gottesdienst, dann schnappte die Polizei zu. Dutzende Frauen der oppositionellen Gruppe „Damas de Blanco“ wurden festgesetzt. Die Opposition verstärkt ihre Aktivitäten vor dem Papstbesuch kommende Woche und hofft auf Reformen im kommunistischen Staat.
Wenige Tage vor dem Besuch Papst Benedikts XVI. hat die kubanische Polizei erneut mehrere Dutzend Mitglieder der oppositionellen Gruppe „Damas de Blanco“ („Damen in Weiß“) festgenommen. Wie am Sonntag in Havanna aus Oppositionskreisen verlautete, wurden 33 Angehörige von der Polizei angehalten und abgeführt, als sie sich auf den Weg zur Kirche Santa Rita machten.
Nach Angaben der „Damen in Weiß“ wurden in der kubanischen Hauptstadt Havanna zunächst 33 Menschen, darunter drei Männer und die Chefin der Gruppe, Berta Soler, festgenommen, als sie zur sonntäglichen Messe in die Kirche gehen sollten. Nach der Messe seien weitere 20 Frauen festgenommen worden.
Die „Damas“ hatten sich 2003 nach der Festnahme und Verurteilung von 75 Dissidenten gegründet. Seitdem veranstalten die weiß gekleideten Frauen jeden Sonntag nach dem Gottesdienst in Santa Rita einen friedlichen Protestmarsch, um unter anderem die Freilassung der politischen Häftlinge zu fordern.
Die „Damen in Weiß“ hatten in den vergangenen Wochen im Vorfeld des Papstbesuchs ihre Aktivitäten verstärkt. Erst vor wenigen Tagen hatten die „Damas“, wie auch andere Dissidentengruppen, um ein Treffen mit dem Papst gebeten.
Am Donnerstag hatte die kubanische Polizei die Besetzung einer Kirche durch Dissidenten nach zwei Tagen beendet. Die Oppositionellen hatten während der Besetzung gefordert, dass sich der Papst bei seinem Besuch in Kuba für eine politische Öffnung des Landes einsetzen solle. Zentrale Punkte sind für sie dabei die Freilassung politischer Gefangener und ein Ende der Unterdrückung von Regierungsgegnern.
Die katholische Kirche ist in den vergangenen Jahren in die Rolle der Vermittlerin zwischen der Regierung des kommunistischen Staates und der Opposition gewachsen. Viele Kubaner haben die Hoffnung, dass der Papst bei seinem Besuch vom 26. bis 28. März einen Anstoß für gesellschaftliche Reformen geben könnte. Die kubanische Kirchenführung hat in der Vergangenheit zwar mehrfach auch die Notwendigkeit der Reformen angesprochen, unterstreicht aber vor allem den pastoralen Charakter des Papstbesuches in Kuba.
Das katholische Kirchenoberhaupt soll mit Präsident Raúl Castro, dem Nachfolger und Bruder des langjährigen Staatschefs Fidel Castro, im Präsidentenpalast zusammenkommen. Nach Angaben aus Rom könnte er außerdem Fidel Castro selbst treffen. Eine Zusammenkunft mit Dissidenten ist demnach nicht geplant.