WELT
Mexikanische Sicherheitskräfte nehmen vier weitere Verdächtige fest
Einen Monat nach dem Verschwinden Dutzender Studenten im Südwesten Mexikos haben die Sicherheitskräfte Medienberichten zufolge vier weitere Verdächtige festgenommen. Es handle sich um Mitglieder der Drogenbande Guerreros Unidos, von denen zwei direkt für die Verschleppung der Studenten in Iguala im Bundesstaat Guerrero verantwortlich seien, teilte die mexikanische Generalstaatsanwaltschaft mit.
Bislang wurden 56 Verdächtige festgenommen, unter ihnen etwa 40 Polizisten. Die jetzt festgenommenen Männer hätten zugegeben, an der „Entführung und dem Schicksal dieser Gruppe beteiligt“ gewesen zu sein, sagte Generalstaatsanwalt Jesús Murillo Karam vor Journalisten.
Mitglieder einer Verbrecherbande sollen gestanden haben, 17 der 43 vermissten Studenten getötet zu haben. Auch die mexikanische Polizei soll in das Verbrechen verwickelt sein.
Nach ihren Hinweisen entdeckten die Fahnder Leichenteile auf einer Müllkippe in der Ortschaft Cocula. Gerichtsmediziner sind nun vor Ort. „Forensiker der Staatsanwaltschaft und Experten aus Argentinien suchen nach Beweisen, um die Angaben der Verdächtigen zu bestätigen“, sagte Karam.
Schon vor einigen Wochen waren in bei Iguala Massengräber mit 38 Leichen gefunden worden. Bisherige Untersuchungen ergaben, dass es sich wohl nicht um die vermissten Studenten handelt.
Die Studenten werden seit Ende September vermisst. Die Gruppe war bei der Rückkehr von einer Spendensammelaktion von Polizisten und Mitgliedern der Guerreros Unidos angegriffen worden. Möglicherweise sind sie tot.
Zuvor hatten örtliche Sicherheitskräfte mehrere Busse der Studenten gestoppt und das Feuer eröffnet. Dabei kamen sechs Menschen ums Leben, darunter auch Unbeteiligte. Ein junger Mann wurde grausam verstümmelt. Die Täter zogen ihm die Haut vom Gesicht und stachen ihm die Augen aus.
Die Behörden vermuten, dass Igualas Bürgermeister José Luis Abarca das Vorgehen gegen die Studenten anordnete, um zu verhindern, dass sie am nächsten Tag eine Rede seiner Frau mit Protesten stören. Das Bürgermeisterpaar soll Verbindungen zur Drogenmafia unterhaltenund ist inzwischen verschwunden.
Am vergangenen Donnerstag trat der Gouverneur des Bundesstaates Guerrero, Àngel Aguirre, zurück. Als sein Nachfolger amtiert seit Sonntag übergangsweise der Politikwissenschaftler und Soziologe Rogelio Ortega Martínez. Er wurde am Montag vom Präsidenten Enrique Peña Nieto in dessen Residenz in Mexiko-Stadt empfangen.
Bei dieser Gelegenheit kündigte der Staatschef an, in Guerrero „die Ordnung wiederherstellen“ zu wollen. Zu diesem Zweck werde sein Sicherheitskabinett am Dienstag mit dem Gouverneur zusammentreffen. Angehörige der Verschwundenen kündigten unterdessen weitere Protestaktionen an.