Rebellenvormarsch in Tripolis
Baku, den 23. August (AZERTAG). Tripolis ist ein Hexenkessel, chaotisch, wild, gefährlich. Die Trupps der Rebellen wollen das Gaddafi-Regime nun unbedingt schnell stürzen - doch überall lauern Scharfschützen, die nichts mehr zu verlieren haben. Eindrücke aus einer Hauptstadt am Abgrund. Die Kämpfer liegen im Schatten der Platanen in dem kleinen Park direkt an der Küstenstraße von Tripolis, ein paar hundert Meter nur vom Strand. Die Rebellen sind müde und verdreckt, die T-Shirts kleben an ihren Körpern, die Sonne brennt, sie brauchen eine Pause vom Krieg. Einige putzen schon wieder ihre Kalaschnikows, klicken neue Patronen in die Doppelmagazine, denn die Pause wird ja nicht lang sein.
Zwischen ihnen steht ein Mann, der so gar nicht hierherpasst. Er trägt ein gestreiftes Hemd, es ist so sauber wie seine Tuchhose und die schwarzen Business-Schuhe. Vor all dem hier war er Offizier, Ausbilder, aber dann lange Jahre Anwalt. Er ist alt im Vergleich zu den Jungs um ihn herum, 57 Jahre. Commander Milut heißt der Mann, es ist nur sein Kampfname, so nennen ihn die Jungs, und noch ist es gefährlich, Namen zu nennen. Gaddafis Anhänger werden diesen Krieg verlieren, aber noch können sie die Familien von Kämpfern finden.
Die Truppe im Park, 120 Mann vielleicht, gehört zur Jadu-Brigade der libyschen Rebellen, weil viele von ihnen aus Jadu in den Nafusa-Bergen stammen, einer Kleinstadt südwestlich von Tripolis. Seit Beginn des Aufstands gegen Muammar al-Gaddafi im Februar haben die Berber, die in den abenteuerlich schönen Bergen leben, Dorf um Dorf erobert. Dann sind sie heruntergekommen in die Wüste und haben sich den Weg freigeschossen zum Meer und nach Tripolis. Die Männer aus den Bergen sind es jetzt vor allem, die Gaddafis Hauptstadt erobern.
Sie werden ihn stürzen, bald, danach sieht alles aus. Aber noch wird heftig gekämpft in den Straßen von Tripolis.