WISSENSCHAFT UND BILDUNG
Titans Atmosphäre im Griff der Jahreszeiten
Baku, den 29.November (AZERTAG). Wissenschaftler haben eine weitere Gemeinsamkeit des Saturnmondes Titan mit der Erde entdeckt. Offensichtlich verändert sich die Atmosphäre des Mondes mit den Jahreszeiten. Angekurbelt wird der Effekt durch die Sonneneinstrahlung im Sommer - und Kälte im Winter.
Auf dem Saturnmond Titan ist es zwar viel zu kalt für flüssiges Wasser und damit für Leben, wie wir es kennen. Dennoch entdecken Astronomen immer wieder Gemeinsamkeiten mit unserer Erde. So umschließt den Mond etwa eine dichte Atmosphäre, die hauptsächlich aus Stickstoff besteht. Forscher um Nicholas Teanby von der englischen Universität Bristol haben jetzt Hinweise darauf gefunden, dass die Titan-Atmosphäre sich ähnlich wie die irdische mit den Jahreszeiten verändert.
Die Luftzirkulation in der mittleren Atmosphäre des Saturnmondes scheint sich seit der Tag-und-Nacht-Gleiche im Frühling 2009 umgekehrt zu haben, schreiben die Forscher in der Fachzeitschrift „Nature“.
Bisher ging man davon aus, dass die Strömungen der mittleren Atmosphäre in einer Höhe von 450 bis 500 Kilometern über der Oberfläche des Saturnmondes enden. Dort befindet sich eine Art abgetrennte Dunstschicht. An dieser Annahme rütteln die neuen Beobachtungen: Die Wissenschaftler hatten mit Hilfe der Raumsonde „Cassini“ eine Ansammlung von Spurengasen über dem Titan-Südpol entdeckt, die sich nach der Tag-Nacht-Gleiche 2009 gebildet hat. Der Fund spricht für den Wandel in der Luftzirkulation - und legt nahe, dass die mittlere Atmosphäre bis in eine Höhe von 600 Kilometern reicht und damit weit höher als bisher angenommen.
Angetrieben werde die Zirkulation der Luftschichten wahrscheinlich durch die Erwärmung der Atmosphäre im Sommer, wenn die Sonneneinstrahlung besonders stark ist, so die Forscher. Im Winter steht dem die Abkühlung der Atmosphäre durch Infrarot-Emissionen entgegen. Die Astronomen schließen aus ihren Beobachtungen, dass die Effekte noch bis weit hinein in die höher liegende Thermosphäre eine wichtige Rolle spielen und für die scheinbar separierte Dunstschicht in 450 bis 500 Kilometern Höhe eine neue Erklärung gefunden werden muss.
Titan ist mit einem Durchmesser von mehr als 5000 Kilometern der zweitgrößte Mond im Sonnensystem und der einzige mit einer dichten Atmosphäre. „Cassini“ und ihr Landemodul „Huygens“ haben auf dem Saturnmond bereits Hinweise auf Seen und Flüsse gefunden. Statt mit Wasser sind diese jedoch mit flüssigen Kohlenwasserstoffen gefüllt. Außerdem regnet es auf der exotischen Welt wahrscheinlich Flüssiggas.