WELT
Ägypter stürmen Geheimdienst-Hauptquartier
Baku, den 5. März (AZERTAG). Ägyptens Reformbewegung nimmt sich den verhassten und einst gefürchteten Geheimdienst vor. Die Demonstranten wollen verhindern, dass brisante Akten vernichtet werden.
Drei Wochen nach dem Sturz des ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak ist der Kampf um hochbrisante Akten der Staatssicherheit entbrannt. Mehrere hundert Demonstranten stürmten in der Nacht zum Samstag das Hauptquartier des Geheimdienstes in der Hafenstadt Alexandria.
In der Hauptstadt Kairo versammelten sich am Samstag aufgebrachte Menschen vor einer Geheimdienstzentrale im Bezirk Scheich Sajid. Dort waren vorher schwarze Rauchwolken aufgestiegen, was die Protestierenden als Anzeichen für die Vernichtung von Akten deuteten.
Vor dem Geheimdienstsitz in Alexandria lieferten sich die Demonstranten Straßenschlachten mit den Sicherheitskräften, die Tränengas und scharfe Munition einsetzten. Die Angreifer gingen mit Molotow-Cocktails vor, berichtete das Internet-Portal „almasryalyoum“. Mindestens ein Demonstrant wurde von einem Geschoss in die Brust getroffen und ins Krankenhaus gebracht. Die Aktion richtete sich gegen angebliche Versuche der Staatssicherheitsbehörde, belastende Akten aus der Mubarak-Ära zu vernichten, sagten Teilnehmer des Sturms in Alexandria.
Einer Gruppe von Demonstranten gelang es, in das Gebäude einzudringen und Akten zu sichern. Diese wurden der Armee übergeben. Zugleich sahen sie auch die Überreste von bereits zuvor mit dem Reißwolf vernichteten Dokumenten. Die Armee brachte die im Gebäude verbarrikadierten Offiziere und Mitarbeiter des Staatsicherheitsamtes in Sicherheit, berichteten ägyptische Medien am Samstag.
In Kairo begann am Samstag der erste Prozess gegen einen führenden Politiker der Mubarak-Ära. Allerdings vertagte der Richter den Prozess gegen den früheren Innenminister Habib al-Adli nach einer kurzen Anhörung auf den 2. April. Die Staatsanwaltschaft wirft Al-Adli Geldwäsche und Betrug vor. Vor dem Gerichtsgebäude demonstrierten rund 150 Menschen. Sie verlangten, dass Al-Adli auch wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt und zum Tode verurteilt wird.