WELT
Flüchtlingskrise zwingt die Bundesregierung
Baku, 18. September, AZERTAC
Die Flüchtlingskrise zwingt die Bundesregierung zu immer mehr unkonventionellen Maßnahmen. Das gilt auch für den deutschen Außenminister. Frank-Walter Steinmeier ist am Freitag zu einem kurzfristig angesetzten Besuch in die türkische Hauptstadt Ankara gereist, um mit dem Staatspräsidenten und dem Premierminister über eine engere Zusammenarbeit im Umgang mit den Flüchtlingen zu beraten.
Die Türkei gilt als Schlüsselland in dieser Krise, weil die allermeisten Flüchtlinge aus dem arabischen Raum, aus Afghanistan und Pakistan zumeist über die Türkei versuchen, nach Europa zu kommen. Derzeit leben mehr als zwei Millionen syrische Flüchtlinge und nochmal gut 300 000 Menschen aus anderen, meist arabischen Staaten in der Türkei. Berlin will die türkische Regierung nun dafür gewinnen, über eine Verbesserung der Hilfen für die Flüchtlinge die starke Bewegung Richtung Europa zu bremsen.
Doch nun, seit die Flüchtlingskrise in Europa eine ganz neue Dimension erreicht hat, ist in Berlin das Interesse groß, trotz der Meinungsverschiedenheiten in anderen Fragen beim Umgang mit den Flüchtlingen den Schulterschluss zu suchen. Um dafür die Basis zu legen, lobte Außenminister Steinmeier die Türkei für ihre Aufnahmebereitschaft. ,,Wir müssen einfach mal anerkennen, welche großartige Arbeit die türkischen Behörden, aber auch private Nichtregierungsorganisationen hier leisten'', sagte der SPD-Politiker beim Besuch eines Aufnahmezentrums in Ankara. In Europa werde unterschätzt, was die Nachbarstaaten Syriens und des Irak in den letzten Jahren großartiges getan hätten. Das gelte ganz besonders für die Türkei, so Steinmeier.