WISSENSCHAFT UND BILDUNG
Forscher staunen über Uralt-Leben am Ozeangrund
Baku, den 19. Mai (AZERTAG). Leben in Slow Motion: Tief unter dem Meeresboden des Nordpazifik haben dänische Forscher Bakterien mit einem unvorstellbar langsamen Stoffwechsel entdeckt. Ihre letzte Mahlzeit verzehrten die Zellen, als noch die Saurier auf Erden lebten.
Wissenschaftler haben uraltes Leben in extremer Zeitlupe tief unter dem Meeresboden nachgewiesen. Es handelt sich um Bakterien, die ihre letzte Nahrung vor 86 Millionen Jahren hatten - als noch die Saurier über die Erde herrschten. Die Organismen teilen sich dort vielleicht alle tausend Jahre einmal, berichten die dänischen Forscher in der Fachzeitschrift „Science“.
Hans Roy von der Universität Aarhus und seine Mitarbeiter hatten in den Sedimenten des nördlichen Pazifiks nach Leben gesucht, indem sie eine dünne Sonde in den Meeresboden stachen und in verschiedenen Tiefen den Sauerstoffverbrauch maßen. Dafür wählten sie das Gebiet des Nordpazifikwirbels. Diese Meeresregion hat besonders starke Strömungen und ist sehr arm an Nährstoffen.
In der Tiefsee setzt sich hier nur sehr wenig Sediment ab, bis zu einem Millimeter in tausend Jahren. Die Schichten des Bodens repräsentieren damit die Erdgeschichte über Millionen von Jahren.
Zur Überraschung der Forscher fand die Sonde noch in 30 Metern Tiefe im Sediment einen winzigen Sauerstoffverbrauch. Dieser deutet auf Bakterien hin, die einen unvorstellbar langsamen Stoffwechsel haben müssen, mit einer Erneuerungsrate von etwa 1000 Jahren. Ob sich die Bakterien in dieser Zeit einmal teilen oder nur ihre chemischen Prozesse so langsam erhalten und reparieren, ist unbekannt.
Die Bakterien-Gesellschaft ist Berechnungen zufolge etwa 86 Millionen Jahre alt - und genauso lang ist sie auch schon von der Nährstoffzufuhr abgeschnitten. Nach Angaben der Experten leben die Bakterien am absoluten Existenzminimum von Zellen, gerade ausreichend, um sich zu erhalten.