WELT
Ist der Mensch zu schwach für die Reise zum Mars?
Baku, den 14. September (AZERTAG). Seit 18 Monaten simulieren Freiwillige beim Weltraum-Experiment Mars 500 in Moskau einen Flug zum Roten Planeten. Nun sind die Männer am Ende ihrer Kräfte.
Eine simulierte Ankunft auf dem Roten Planeten mit insgesamt drei schwierigen Außeneinsätzen markiert die Halbzeit des bislang längsten Weltraum-Experiments „Mars500“. Derzeit befinden sich die „Raumfahrer“ immer noch auf dem Rückflug. Die Luken zur realen Welt öffnen erst am 4. November 2011.
„Toter Punkt“, „psychisch ausgelaugt“: Beim ehrgeizigen Weltraum-Experiment Mars500 in Moskau hinterlassen knapp eineinhalb Jahre Isolation bei den Teilnehmern ihre Wirkung. „Die Männer wollen endlich ihre Familien und die Sonne sehen“.
Mehr als zuvor nimmt das Team dankbar kleinste Veränderungen wahr. „Es ist zwei Grad wärmer geworden“, jubelte der italienische Teilnehmer Diego Urbina unlängst beim Kurznachrichtendienst Twitter.
Längst ist der Tagesablauf Routine - „man kennt alles aus dem Effeff“ (Gräf) -, zugleich wächst die Sehnsucht nach dem Leben draußen. „Ich vermisse meine Familie sehr und meine Freunde“, schreibt Urbina. Aber das ist nicht das Einzige: „Ganz einfache Dinge wie blauen Himmel zu sehen oder abends Tanzen zu gehen - das liebe ich, aber hier kann ich so etwas nicht machen.“
Bei dem Experiment verringerte sich die Schwankung der Körpertemperatur - der zirkadiane Rhythmus - bei den Teilnehmern von durchschnittlich 0,5 Grad deutlich um 0,2 Grad.
„Das heißt, sie haben noch einen von außen vorgegebenen Rhythmus, aber der Körper macht etwas anderes“, erklärte Gunga.
Dabei müssen die Probanden aus Russland, China, Italien und Frankreich noch rund anderthalb Monate durchhalten. Erst am 4. November landet ihr Raumschiff nach insgesamt 520 Tagen wieder auf der Erde - zumindest in der Simulation.
Die Betreuer sind sich allerdings sicher, dass die „Marsianer“ bis zum Schluss durchhalten. Die Probanden hätten das Experiment jederzeit abbrechen dürfen. „Die Männer haben natürlich lange keine Sonne gesehen und sind ziemlich blass“, erzählt Gräf. „Aber das Team ist hochmotiviert und funktioniert hervorragend.“