WELT
Kann die Erde sieben Milliarden Menschen ernähren?
Baku, den 24. September (AZERTAG). Ab Oktober werden mehr als sieben Milliarden Menschen leben. Nahrungsmittel, Wasser und Energie sind schon knapp - und ungleich verteilt. Wohin steuert die Erde?
Alle Palmen waren abgeholzt und alle Böden ausgelaugt. Da genügten die Ernten nicht mehr, um alle Bewohner der Insel zu ernähren. Zuerst kam der Hunger, dann ein Bürgerkrieg, dann zogen die Menschen von ihren Häusern an der Küste in Höhlen. Deren Eingänge vermauerten sie, um sich besser zu schützen. Nach dem Zusammenbruch der Gemeinschaften und der Inselreligion streiften marodierende Banden über das Eiland - und die Menschen begannen, ihre Toten zu essen, weil sie keine andere Nahrung fanden.
So beschreibt der Evolutionsbiologe und Ethnologe Jared Diamond den Zusammenbruch der Gesellschaft auf den Osterinseln. In seinem Buch „Kollaps“ erzählt er von Gesellschaften, die Gefahr liefen oder laufen, die Ressourcen ihres Lebensraumes zu überdehnen und sich damit selbst auszurotten. Das Buch war weltweit ein Bestseller. Diamonds Warnung, dass wir selbst dabei sind, die Ressourcen der Erde zu überdehnen, schien auf fruchtbaren Boden zu fallen. Pessimisten warnen seit Jahrhunderten davor, dass die wachsende Weltbevölkerung die Kapazitätsgrenzen der Erde zu sprengen droht. Zwar hat sich bisher keine der Warnungen bewahrheitet, trotzdem kehren die alten Ängste zurück.