WELT
Merkels Wahlkampfhilfe für Sarkozy ist riskant
Baku, den 8. Februar (AZERTAG) Demonstrativ beschwören Nicolas Sarkozy und Angela Merkel ihre Verbundenheit. Doch mit der Unterstützung aus Deutschland geht Sarkozy ein Risiko ein.
Da saßen sie also einträchtig im Pariser Elysée-Palast. Der französische Präsident Nicolas Sarkozy und die deutsche Kanzlerin Angela Merkel. Seite an Seite traten sie während einer knappen halben Stunde für die Rettung Europas ein. Die Botschaft, die beide weniger an die deutschen als an die französischen Zuschauer senden wollten: Nur mit diesem Zweiergespann, mit „Merkozy“, wird dieses Europa eine Zukunft haben.
Sarkozy, der das Gemeinschaftsinterview mit dem ZDF und dem französischen Sender France 2 angeregt haben soll, geht damit ein hohes, wahlkampftaktisches Risiko ein. Die Franzosen bewundern Merkel und die Wirtschaftskraft des deutschen Nachbarn - einerseits. Andererseits gefällt es ihnen nicht, dass Deutschland quasi hineinregiert in die Grande Nation. Doch wenn Sarkozy noch eine letzte Chance wahren will, aus der französischen Präsidentschaftswahl am 22. April und 6. Mai als Sieger hervor zu gehen, dann kann er dies nur noch schaffen, indem er sich als Garant eines höheren Ziels verkauft.
Vergessen waren deshalb die Auseinandersetzungen der beiden aus den vergangenen Monaten über Euro-Bonds, eine Finanztransaktionssteuer, die deutsche Exportlust und den Preis, den die anderen EU-Länder dafür bezahlen. „Europa stand am Rande des Abgrunds“, antwortete Sarkozy mit Pathos auf die erste Frage, mit der ZDF-Journalist Peter Frey das Interview eröffnen durfte. Auch diese Eröffnung des Interviews durch den Journalisten aus Deutschland statt durch seinen französischen Journalisten-Kollegen David Pujadas werden viele Franzosen nicht goutiert haben. Aber, so hörten sie dann aus dem Mund ihres Präsidenten, das eigene Ego müsse in dieser Situation hintan gestellt werden. Es gehe schließlich nicht darum, ob er oder Merkel am Ende gewinnen würden. „Insgesamt haben wir beide gewonnen, und Europa steht heute stabil da. Darum geht es!“ rief Sarkozy.
Sarkozy kann bei Franzosen nur in der Außenpolitik punkten.
Mit innenpolitischen Themen konnte der französische Präsident in den vergangenen knapp fünf Jahren kaum glänzen. Der Bruch, den er im Wahlkampf 2007 versprochen hatte, ist nicht eingetreten. Wenn es Sarkozy während seiner Amtszeit gelang, aus Umfragetiefs wieder aufzutauchen, dann stets auf dem Feld der internationalen Politik, etwa während der Georgien-Krise zu Beginn seiner Amtszeit, am Beginn der globalen Finanz-und Wirtschaftskrise und vor allem mit dem Militärschlag gegen Libyen.
Jetzt geht es ihm um die Rettung Europas. Alle Umfragen sehen derzeit seinen Herausforderer François Hollande als Sieger der Präsidentschaftswahlen. Es gilt nicht einmal als sicher, dass Sarkozy es überhaupt in die zweite Runde schafft. Womöglich gibt es am 6. Mai sogar eine Stichwahl zwischen Hollande und der rechtsextremen Bewerberin der Front National, Marine le Pen. So wie 2002, als deren Vater es mit Jacques Chirac aufnahm. Für die Franzosen ist das immer noch ein Trauma.