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Musik bringt Fußballer-Hirne in Gleichklang
Baku, den 11. Februrar (AZERTAG). Hören Menschen dieselben Melodien und Rhythmen, gleicht sich ihre Hirnaktivität an. Das erleichtert die Koordination und verbessert die Leistung - auch bei Fußballern. Sie spielen dann messbar besser.
Der Name von Johanna Sängers Dissertationsprojekt klingt ziemlich genau so, wie man es von einer Doktorandin am Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung erwartet. Die Arbeit an „Cortical phase synchronization and interbrain connectivity in interpersonal action coordination“ ist aber glücklicherweise längst nicht so dröge, wie man vermuten könnte.
Denn im Labor der Entwicklungspsychologin finden regelmäßig kleine Konzerte statt. Während zwei Gitarristen eine zweistimmige Rondo-Sequenz aus der Sonate in G-Dur von Christian Gottlieb Scheidler insgesamt 60-mal spielen, verfolgt die junge Wissenschaftlerin am Bildschirm die Muster der elektrischen Gehirnströme der Musiker. Bevor diese zur Gitarre griffen, hatte Sänger sie komplett verkabelt.
Sie misst nicht nur die elektrische Aktivität ihrer Gehirne mittels Elektroenzephalografie (EEG) über 64 Elektroden am Kopf, sondern auch die Atmungsfrequenzen und Handbewegungen der Gitarristen. Sänger möchte herausfinden, was im Gehirn von Menschen geschieht, wenn sie gemeinsam eine Handlung ausführen müssen, sich also koordinieren.
Musik bietet sich dafür natürlich an. „Gerade wenn Musiker zusammenspielen, ist zeitliche Koordination das Allerwichtigste, denn es kommt oft auf eine genaue Abstimmung im Millisekundenbereich an“, sagt sie.
Hirnwellen synchronisieren sich automatisch-Bereits vor einigen Jahren hatten Kollegen aus dem Institut und der Universität Salzburg in einer Studie zeigen können, dass sich beim Zusammenspiel auch die Hirnwellen von Musikern automatisch synchronisieren.
In der Untersuchung, die 2009 im Journal „BMC Neuroscience“ veröffentlicht wurde, hatten die Forscher ebenfalls Gitarristen für Jazzsessions ins Labor geholt, bei denen beide Musiker das Gleiche spielten.
Dabei zeigte sich, das die Hirnwellenmuster der Musiker sich immer ähnlicher wurden, und zwar schon vor dem Anschlagen des ersten Tones, also in der Vorbereitungsphase; etwa wenn das Metronom den Takt vorgab.
Das bedeutet: Zuerst synchronisieren sich die Gehirne, erst anschließend die Handlungen - die Musiker scheinen sich also regelrecht aufeinander „einzupendeln“.