WELT
Nur jede vierte Mumie hat das Herz am rechten Fleck
Baku, den 2. April (AZERTAG). Laut Geschichtsschreiber Herodot wurden ägyptischen Toten bei der Mumifizierung die Organe entfernt - Forscher von heute haben ganz andere Erkenntnisse. Außerdem im archäologischen Wochenrückblick: ein gesunkener Holländer und die Sterblichkeit von Facebook.
Entweder haben Herodot und Diodorus Siculus geschwindelt - oder die ägyptischen Einbalsamierer haben die beiden griechischen Geschichtsschreiber angelogen. Zu diesem Ergebnis kommen die Anthropologen Andrew Wade und Andrew Nelson von der University of Western Ontario in der Zeitschrift „Homo - Journal of Comparative Human Biology“.
Die Forscher untersuchten Obduktionsberichte von 150 Mumien sowie 3-D-Rekonstruktionen aus CT Scans von sieben Mumien aus dem alten Ägypten. Und fanden, dass entgegen der Behauptung der alten Griechen bei weitem nicht alle Einbalsamierer die Eingeweide entfernten und auch nicht immer das Herz am Platz ließen. Herodot behauptet, dass den Reichen ihre Organe chirurgisch entnommen wurden, während den Ärmeren die Organe mittels eines Einlaufs aus Zedernöl aufgelöst wurden.
Zwar weisen die Mumien sowohl sozial hochgestellter als auch gewöhnlicher Ägypter die Schnittwunde zum Entfernen der Organe auf. Hinweise für den Einlauf konnten die Forscher aber gar nicht finden. Etwa ein Viertel der Mumien hatte das Herz noch auf dem rechten Fleck. Und bei einem Fünftel der Toten war das Gehirn im Schädel verblieben - wobei Herodot eingehend beschrieben hatte, wie dieses angeblich entfernt werden musste. „Die Beschreibungen der klassischen Autoren können also bestenfalls als 'Schnappschuss' der Mumifikationstechnik einer bestimmten Werkstatt gelten“, schreiben die Autoren.