WELT
Opposition rechnet mit Gegenangriff auf Bengasi
Baku, den 25. Februar (AzertAg). Trotz des Drucks westlicher Staaten gibt Diktator Muammar al-Gaddafi nicht auf. In Libyen planen Regierungsgegner einen "Marsch der Millionen".
Die libysche Oppositionsbewegung rechnet in der von ihr besetzten östlichen Stadt Bengasi mit einem bevorstehenden Gegenangriff der Truppen von Machthaber Muammar al-Gaddafi. „Wir erwarten jeden Moment eine Attacke gegen Bengasi“, sagte ein desertierter Oberst namens Said am Freitag. Bengasi steht unter der Kontrolle der Gegner von Gaddafi. Dort wird auch ein sogenannter Marsch auf Tripolis vorbereitet, um den Machthaber zu vertreiben. Allerdings sind die abtrünnigen Militärs schlecht ausgerüstet. In Bengasi verfügt die Oppositionsbewegung gerade einmal über zwei Helikopter, zwei Flugzeuge sowie einige Waffen.
Ein von der US-Regierung nach Libyen entsandtes Schiff verließ die libysche Hauptstadt Tripolis am Freitag mit mehr als 300 Menschen an Bord, wie der Sprecher des US-Außenministeriums in Washington mitteilte. Demnach legte die „M.V Maria Dolores“ in Richtung Malta ab. Die Hälfte der Passagiere waren US-Bürger.
Truppen des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi haben Zeugenberichten zufolge in der Hauptstadt Tripolis auf Demonstranten geschossen und dabei mehrere Menschen getötet. Im Viertel Sug el Dschomaa habe es Tote gegeben, sagte ein Bewohner. Auch aus anderen Vierteln in östlichen Vororten wie Ben Aschur und Faschlum berichteten Zeugen, dass auf „alle, die sich auf der Straße befinden“, geschossen werde. Zuvor hatten die Menschen sich zum Freitagsgebet versammelt.
In der Hafenstadt Bengasi im Osten Libyens hat sich die Zahl der Todesopfer seit Beginn der Unruhen auf 500 erhöht. Diese Zahl ergab sich aus neuesten Informationen vom Freitag, unter anderem aus dem Al-Dschala-Krankenhaus. Noch am Vorabend hatte der Sicherheitschef der ostlibyschen Stadt, Nuri al-Obeidi, von rund 390 Toten gesprochen. Rund 1300 Menschen seien während der Unruhen verletzt worden.
Rund 22.000 Menschen sind nach UN-Angaben bislang aus Libyen in das benachbarte Tunesien geflohen. Die meisten Flüchtlinge seien tunesische Staatsbürger, teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR am Freitag in Genf mit.