WISSENSCHAFT UND BILDUNG
Verschlungen im Wüstensand
Baku, den 7. April (AZERTAG). Am Boden der Wüste Kawir hat Leben kaum eine Chance, von weit oben wirkt das Gebiet im Hochland Irans malerisch. Astronauten der Internationalen Raumstation ISS ist eine atemberaubende Aufnahme gelungen.
Die ältesten Geschichten der Welt werden von Steinen erzählt. Es sind Geschichten, die sich über Millionen Jahre abspielten, wie in der gigantischen Wüste Kawir in Iran. Astronauten der Internationalen Raumstation ISS haben zur Kamera gegriffen und das Naturschauspiel fotografiert. Etwas mehr als 105 Kilometer zeigt das Bild in der Breite.
Ursprünglich war die Gegend von einem urzeitlichen Binnenmeer bedeckt, heute erstreckt sich hier eine Salzwüste. Von der Dascht-e Kawir sprechen die Einheimischen, das lässt sich übersetzen als große salzige Sumpfwüste. In Deutschland heißen solche Gebiete Salzwiesen.
Das Wasser versiegte und dünne Lagen von Gestein schichteten sich übereinander. Heute reichen sie viele tausend Kilometer in die Tiefe. Um das Meer der Vergangenheit haben sich - hochgeschaukelt von der Plattentektonik der Erde - Berge aufgetürmt, die den Regen von der Wüste fernhalten.
Maximal lebensfeindlich - Die unterschiedlichen Gesteinsschichten sind auf dem ISS-Bild deutlich zu erkennen, ebenso wie verschlungene Muster im Wüstensand. Die wurden von Wind und Wasser über Jahrtausende hinweg in den Boden geschliffen. So entstanden Strukturen aus Vulkangestein und Sedimenten, die an Gletscher erinnern. Darauf liegt Wüstensand, so dünn gestreut, dass unter ihm die Struktur des zerflossenen Landes sichtbar bleibt.
Bis zu 50 Grad heiß wird es hier im Sommer, im Januar ist es moderater: 22 Grad zeigt das Thermometer an durchschnittlichen Tagen an, zurzeit ist es sogar noch etwas kühler. Pflanzen überleben in der Wüstenhitze kaum, auch würde das Salz sie vergiften, noch bevor sie sprießen könnten. Lediglich eine besonders robuste Verwandte des Beifuß ist hier und da zu finden.
Mit einem wandernden Hof reiste im Jahr 330 Alexander der Große zur Dascht-e Kawir, er verfolgte seinen Feind, den Perserkönig Dareios. Fern der Heimat ergab sich Alexander Trinkgelagen, bei Tag ließ er verdurstende Gefolgsmänner am Wegesrand zurück. Kriegerisch geprägt ist das Gebiet bis heute: Iran hat hier Mittelstreckenraketen stationiert. Ansonsten nutzen die Iraner ihre Wüste wirtschaftlich: Sie produzieren Mineralien.