WELT
Warum Männer sich um Kuckuckskinder kümmern
Baku, den 28. März (AZERTAG). Polygamie bei Frauen kommt bei Männern nicht gut an. Zumindest nicht, wenn ein Baby daraus hervor geht. Eine Studie zu verschiedenen Tierarten und Menschen zeigt nun, warum Fremdgehen geduldet wird.
Elterliche Fürsorge ist nicht ganz ohne. Sie kostet Zeit, Kraft, Nerven. Das wissen auch Biologen und erinnern gleich zum Beginn einer neuen Studie daran, dass der energetische Aufwand, den Vogeleltern für ihre Kükenaufzucht betreiben, auf Menschen übertragen, der Teilnahme an der Tour de France entspreche.
Kein Wunder, denkt man, dass sich Väter da nur um ihre eigenen Kinder kümmern. So einen Aufwand für fremde Kinder? Dafür, dass die Mutter sich mit einem anderen vergnügte? Nein danke!
Doch in der Natur funktioniert das System „Kuckuckskind“ - und zwar wesentlich häufiger als gedacht. Das stellen die Wissenschaftler der Universitäten Lund, Yale und Oxford in „Plos Biology“.
Tour de France hin oder her. Es gibt tatsächlich Tierväter, die ihre Energie in Kuckuckskinder investieren. Bei manchen Arten sei es offenbar die „evolutionär bessere Strategie“. Das zeigte eine Metaanalyse von 62 Studie, die 48 verschiedene Fisch-, Vogel- und Insektenarten, aber auch Menschen auf ihren Umgang mit Kuckuckskindern hin untersucht hatten.
Solange die Energie reicht, wird gepflegt - Generell sei es, wenn die Vaterschaft unklar ist, für Männchen immer besser, sich um den Nachwuchs zu kümmern. Es könnten ja die eigenen Kinder sein. Und solange der weiteren Fortpflanzung dadurch nichts im Wege stehe, solange der Tour de France-Ritt also nicht sämtliche Energie aufbraucht, tendieren Männchen über fast alle betrachteten Arten hinweg zur Fürsorge.
Zudem sind sie eher bereit, sich um den Nachwuchs zu kümmern, wenn die Weibchen der Art gemeinhin als monogam gelten. Ist Polygamie unter den Weibchen aber verbreitet, so ist die Wahrscheinlichkeit fürsorglicher Väter geringer. Im Mittel sank sie um zwölf Prozent.
„Diese Studie zeigt, wie stark die natürliche Selektion ist“, sagt Forscher Charlie Cornwallis von der Lund University. „Ihre Spuren zeigen sich genauso bei Totengräberkäfern, die ihren Nachwuchs mehrere Wochen lang mit verwesenden Mäusen versorgen, wie auch bei Menschen, die ihre Kinder jahrelang versorgen.“