WELT
Zockerskandal stürzt Großbank UBS in Existenzkrise
Baku, den 15. September (AZERTAG). Milliardenverluste durch einen aus Ghana stammenden Händler heizen die Debatte um das Geschäftsmodell der UBS an. Politiker fordern ein Ende des Investmentbankings.
Kweku Adoboli steht auf argentinische Weine und den Musiker Fela Kuti, einen Saxofonisten aus Nigeria. Er bezeichnet sich als Hobbyfotografen. Auf seiner Facebook-Seite finden sich 419 Freunde und Links zu einigen schicken Restaurants in London.
Adoboli soll aus Ghana stammen und seit rund vier Jahren bei der UBS arbeiten. Und er hat der Schweizer Großbank womöglich den größten Skandal ihrer Geschichte eingebrockt. Nach übereinstimmenden Berichten mehrerer britischer Medien ist Adoboli der Mann, den die Londoner Polizei am frühen Donnerstagmorgen gegen 3.30 Uhr Ortszeit verhaftete. Weil er „nicht autorisierte“ Wertpapiergeschäfte getätigt haben soll. Geschäfte, die die UBS zwei Milliarden Dollar kosten.
Kurz vor Öffnung der Börsen platzte die UBS mit der Nachricht heraus, verbunden mit einer Gewinnwarnung. Ein Verlust für das laufende dritte Quartal sei möglich, hieß es in der dürren Mitteilung. Bislang hatten die Analysten der in der Finanzkrise noch schwer gebeutelten Bank einen Quartalsgewinn von gut einer Milliarde Franken zugetraut.
Entsprechend entsetzt reagierten die Investoren: Der Aktienkurs der Bank brach in der Spitze um fast zehn Prozent ein. Das Institut, bei der der frühere Bundesbankpräsident Axel Weber im kommenden Jahr zum Verwaltungsratspräsidenten gewählt werden soll, ist erschüttert.
„Ein Schock am frühen Morgen“, kommentierte es ein hörbar zerknirschter Investmentbanker. Die Mitarbeiter wussten über Stunden ebenso wenig wie die Öffentlichkeit, wo die Verluste genau entstanden waren. Erst im Laufe des Tages wurde bekannt, dass ein 31-Jähriger Mitarbeiter aus dem Aktiengeschäft der Bank verhaftet worden war. Auf den Fluren des Kreditinstituts machte sich teilweise Wut breit. „Immer wieder diese Investmentbanker, sie machen alles kaputt“, tadelte ein UBS-Mitarbeiter.