WELT
Berlin und Brüssel verurteilen Gewalt im Nordkosovo
Baku, den 28. September (AZERTAG). Die Bundesregierung und die Europäische Union haben die jüngste Eskalation der Protestaktionen an der Grenze zwischen dem Kosovo und Serbien verurteilt. Der Einsatz von Gewalt gegen Soldaten der NATO-Truppe sei „nicht akzeptabel“, erklärte ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin. Bei den Auseinandersetzungen waren im Norden des Kosovo acht KFOR-Soldaten und bis zu sechs serbische Demonstranten verletzt worden.
Die Bundesregierung sehe die Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern der im Nordkosovo lebenden serbischen Minderheit und der KFOR-Truppe „mit großer Sorge“, teilte der Außenamtssprecher weiter mit. Er verwies darauf, dass die KFOR und die EU-Polizei- und Justizmission im Kosovo (EULEX) ihren „mandatsmäßigen Auftrag“ erfüllten. Lösungen für die Spannungen zwischen beiden Ländern müssten in dem von der EU vermittelten Dialog gefunden werden.
Auch eine Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton forderte alle Seiten zu Zurückhaltung auf. Ähnlich hatte sich zuvor bereits der serbische Präsident Boris Tadic geäußert.
Die Zusammenstöße hatten sich am Grenzübergang Jarinje im Norden des Kosovo ereignet. Nach Angaben der Bundeswehr eskalierte die Lage, als KFOR-Soldaten nahe des Grenzübergangs Straßenblockaden räumen wollten. Als Schüsse in Richtung der Truppen abgegeben worden seien, hätten diese das Feuer „über die Köpfe (der Demonstranten) hinweg“ erwidert. Die aufgebrachte Menge habe sich daraufhin zurückgezogen.
Ein Angreifer sei durch einen Beinschuss verletzt worden, nachdem er einem KFOR-Soldaten die Waffe entwendet habe, teilte die Bundeswehr weiter mit. Den Angaben zufolge wurden acht KFOR-Soldaten bei der Eskalation verletzt. Nach ersten Erkenntnissen waren darunter keine Deutschen.
Ein KFOR-Sprecher hatte zuvor gesagt, ein deutscher Soldat sei durch einen Steinwurf getroffen worden. Seinen Angaben zufolge wurden vier KFOR-Soldaten bei der Explosion eines Sprengsatzes verletzt. Der serbischen Nachrichtenagentur Beta zufolge wurden sechs Serben mit Schusswunden in ein Krankenhaus gebracht.
Hintergrund der Auseinandersetzungen ist ein Streit um die Kontrolle der Grenze, der im Zusammenhang mit einem inzwischen entschärften Handelsstreit entbrannt war. Die neuen Zusammenstöße ereigneten sich kurz vor einem ursprünglich für Dienstag geplanten Treffen der serbischen und kosovarischen Unterhändler in Brüssel. Wegen der Gewalt wurde das Treffen nach Angaben eines EU-Diplomaten aber auf Mittwoch verschoben.