Die Besichtigungstouren des Kim Jong Un
Baku, den 4. Januar (AZERTAG). Jetzt zeigt Kim Jong Un, wo es lang geht. Der neue Machthaber Nordkoreas reist durch das Land, er besucht Betriebe und die Armee - genau wie sein verstorbener Vater Kim Jong Il. Selbst das offizielle Bildmaterial ähnelt sich.
Der neue Führer interessiert sich für sein Volk. Das sollen die Bilder zeigen. Nordkoreas neuer Machthaber Kim Jong Un setzt offenbar eine Tradition seines Vaters und seines Großvaters fort. Er reist durch das Land und besichtigt Betriebe und Kasernen. Unermüdlich.
Das nordkoreanische Staatsfernsehen zeigte Bilder von einem Besuch bei einer Panzerdivision am vergangenen Wochenende. Kim Jong Un im Gespräch mit Soldaten, im Waschraum, in der Kantine. Die Choreografie ist ein bewährtes Mittel der Machtdemonstration. Der jüngste Sohn des Mitte Dezember verstorbenen langjährigen Diktators Kim Jong Il war am Samstag offiziell zum Oberkommandeur der Streitkräfte ernannt worden. Mit 1,2 Millionen Soldaten ist die nordkoreanische Armee die viertgrößte der Welt.
Auch sonst setzt Kim Jong Un auf die Kraft der Bilder. So zu sehen bei der Trauerfeier für seinen Vater - offenbar hatte das Regime bei den Fotos sogar etwas nachgeholfen.
Auch die Massen sind wichtig für die Zementierung der Macht. So versammelten sich am Dienstag bei einer organisierten Großkundgebung in der Hauptstadt Pjöngjang nach nordkoreanischen Angaben mehr als 100.000 Menschen, um dem neuen Machthaber ihre Unterstützung auszudrücken. Auch gelobten sie, sich für die Fortsetzung der Politik Kim Jong Ils einzusetzen, wie die Staatsmedien am Dienstag berichteten.
Die Kundgebung fand auf dem Kim-Il-Sung-Platz statt, der nach Kim Jong Uns Großvater und „ewigen Präsidenten“ benannt ist. Ob der Enkel an der Kundgebung teilnahm, war unklar. Auf von den Staatsmedien veröffentlichten Bildern waren nach Berichten der chinesischen Agentur Xinhua marschierende Massen zu sehen. „Wie werden das Vermächtnis des großen Führers Kim Jong Il hochhalten“, habe auf einem großen Transparent gestanden.
Nach der Ernennung Kim Jong Uns zum Oberbefehlshaber der Streitkräfte hatte das Regime des kommunistischen Landes das neue Jahr mit einem Aufruf zur absoluten Gefolgschaft begonnen. Die Partei, die Armee und das Volk sollten „menschliche Bollwerke und Schilde zur Verteidigung Kim Jong Uns bis zum Tod“ werden, hatte es in einem Neujahrsartikel der offiziellen Zeitungen geheißen. Zudem bekräftigte das Regime, die Linie Kim Jong Ils fortzusetzen, der eine „Militär-Zuerst“-Politik verfolgt hatte.
Kim Jong Il war nach offizieller Darstellung am 17. Dezember infolge eines Herzinfarkts gestorben. Er soll sich in einem Zug befunden haben - auf dem Weg zu einer Besichtigung.