WELT
Japanische Regierung hebt landesweit Ausnahmezustand auf
Tokio, 26. Mai, AZERTAC
Japan hat das Ziel einer Eindämmung der Corona-Epidemie offenbar früher erreicht als erwartet: Die Regierung hob den Notstand für das gesamte Land vorzeitig auf. Premier Shinzo Abe erteilte am Montag die Freigabe auch für den Großraum Tokio sowie die nördlichste Provinz Hokkaido. Für die übrigen Landesteile hatte er den Ausnahmezustand bereits in der vergangenen Woche aufgehoben.
"Wir hatten sehr klare Kriterien für eine Aufhebung des Ausnahmezustands. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wir diese Kriterien erfüllt haben", sagte Abe.
Ursprünglich war der 31. Mai als vorläufiges Enddatum vorgesehen. Der Notstand brachte allerdings von vornherein keine harten Ausgangsbeschränkungen wie in vielen europäischen Ländern mit sich. Die Bürger in Japan wurden nur gebeten, möglichst zu Hause zu bleiben. Die Gouverneure der Regionen konnten zudem die Schließung von Betrieben und Schulen anregen. Ausgangssperren und strikte Verbote durften die Behörden hingegen nicht verhängen.
Man habe die Situation so eingedämmt, dass eine Ausbreitung des Virus verhindert werden konnte, sagte der Premier. Nun könnten die Menschen wieder ihr Zuhause verlassen, Geschäfte dürften wieder öffnen. Sollte sich das Infektionsgeschehen wieder beschleunigen, könne der Notstand allerdings erneut verhängt werden, sagte Abe. Wegen der Corona-Pandemie waren auch die Olympischen Spiele, die im Sommer in Tokio hätten stattfinden sollen, um ein Jahr auf 2021 verschoben worden.
Der Premier appellierte an seine Landsleute, in der "neuen Normalität" weiter vorsichtig zu sein. Geschlossene und volle Räume sowie enger Kontakt sollten gemieden werden. "Wir müssen einen neuen Lebensstil entwickeln und unsere Denkweise ändern", sagte der Regierungschef. "Wenn wir unsere Schutzmaßnahmen lockern, wird sich die Infektion schnell wieder ausbreiten."