WELT
Mehrere Tote bei Geiselnahme in Hotel in Mali
Baku, 7. August, AZERTAC
Mutmaßliche Terroristen haben in der Stadt Sévaré im Osten von Mali ein Hotel angegriffen und sich mit mehreren Geiseln im Gebäude verschanzt. Dabei soll es auch Tote und Verletzte gegeben haben. „Bis wir nicht jedes Zimmer durchsucht haben, können wir die Belagerung nicht für beendet erklären“, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Diarran Koné. Die naheliegende Vermutung, dass ausländische Geiseln genommen wurden, könne er - genau wie deren Zahl - noch nicht endgültig bestätigen. Fest stehe aber, „dass es Opfer und Verwundete auf beiden Seiten gibt“.
Nach Informationen der Streitkräfte soll es mindestens sieben Todesopfer gegeben haben: Vier malische Soldaten, zwei Attentäter und ein Ausländer seien ums Leben gekommen, so ein Sprecher. Seinen Angaben nach wurden zudem drei russische Piloten verschleppt. Die russische Botschaft dementierte dies der Nachrichtenagentur Tass zufolge umgehend.
Bei dem Hotel soll es sich entgegen erster Berichte vom Mittag um das „Le Byblos“-Hotel handeln. Dort waren nach Armee-Angaben Bürger aus Südafrika, Frankreich und der Ukraine untergebracht. Auch mehrere Stunden nach dem Überfall seien die Angreifer noch in dem Hotel verschanzt gewesen, verlautete es aus UN-Kreisen. Ein Augenzeuge berichtete, Soldaten seien auf das Gebäude vorgerückt. „Die Leute in dem Viertel haben sich in ihren Häusern versteckt“, sagte er. „Ich sah Rauch über dem Hotel und hörte Schusswechsel.“
Vor allem UN-Soldaten sollen in dem Hotel untergebracht sein. Eine Sprecherin des UN-Einsatzes Minusma bestätigte den Überfall, äußerte sich aber nicht darüber, ob sich UN-Soldaten momentant in dem Hotel aufhalten.
Zunächst hatten Augenzeugen berichtet, drei Hotels seien angegriffen worden. In der ganzen Stadt habe zeitweise Chaos geherrscht, hieß es. Woher die betroffenen Hotelgäste stammen, ist bislang unklar.
In Mali wird vermutet, dass dort operierende Islamisten für die Tat verantwortlich sein dürften, da ähnliche Gewalttaten bislang nur von solchen Gruppen verübt wurden und vorwiegend auf Ausländer abzielten. „Es scheint, dass die Streitkräfte die Situation jetzt unter Kontrolle haben“, sagte Augenzeuge Bah Napo. „Wir haben so etwas noch nie erlebt, wir haben den Krieg nur im Fernsehen verfolgt." Jetzt habe der Konflikt in dem westafrikanischen Land auch Sévaré erreicht. „Wir sind alle traumatisiert.“
Sévaré liegt ganz in der Nähe der historischen Stadt Mopti, die bis zum Militärputsch in Mali im März 2012 ein beliebtes Touristenziel war. Die Rebellen hatten im Zuge des Putsches die Macht im Norden des Wüstenstaates an sich gerissen. Der blutige Konflikt endete erst durch Eingreifen der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich. Jedoch verüben die Rebellen weiterhin Anschläge vor allem auf UN-Truppen und Ausländer. Die Blauhelmtruppe wurde aufgestellt, nachdem die Kämpfer den Norden Malis überrannt und unter ihre Kontrolle gebracht hatten. Es ist der erste Angriff dieser Art in der Region.