WELT
Nordkoreas Artillerie beschießt Südkorea - Ein Toter
Baku, den 23. November (AZERTAG). Nordkorea hat am Dienstag Dutzende Artilleriegeschosse auf eine südkoreanische Insel abgefeuert.
Das südkoreanische Militär erklärte, das Feuer sei erwidert worden. Ein südkoreanischer Soldat sei getötet, drei weitere schwer verletzt worden. Augenzeugen zufolge gerieten 60 bis 70 Häuser auf der Insel Yeonpyeong in Brand. Es seien mindestens 200 Granaten eingeschlagen, berichtete der TV-Sender YTN. Die Bevölkerung sei in Bunkern in Sicherheit gebracht worden. Einige Bewohner seien in Fischerbooten von der Insel geflohen.
Der Zwischenfall dauerte rund eine Stunde. Das südkoreanische Militär erklärte, es sei der höchste Alarmzustand seit dem Ende des Korea-Kriegs von 1950 bis 1953 ausgerufen worden. Seitdem befinden sich die Länder offiziell noch im Kriegszustand. Yeonpyeong liegt vor der Westküste der koreanischen Halbinsel, unweit der umstrittenen Seegrenze.
Das Büro des südkoreanischen Präsidenten Lee Myung Bak erklärte, der Beschuss sei vermutlich eine Reaktion auf eine südkoreanische Militärübung. Lee sagte, er versuche alles, um eine weitere Eskalation des Zwischenfalls zu verhindern. YTN berichtete, die Regierung in Seoul habe mit einer entschiedenen Reaktion gedroht, sollte der kommunistische Nachbar seine Provokationen fortsetzen.
Nordkoreas engster Verbündeter China äußerte sich besorgt. Ein Sprecher des Außenministeriums in Peking forderte beide Seiten auf, den Frieden zu wahren und zu den Sechs-Parteien-Gesprächen zurückzukehren. In den Verhandlungen der beiden koreanischen Staaten, der USA, Russlands, Chinas und Japans soll die Führung in Pjöngjang zur Aufgabe seines Atomprogramms bewegt werden. Die Runde ist seit rund zwei Jahren ausgesetzt.
Die Spannungen zwischen Nord- und Südkorea hatten sich in diesem Jahr verschärft. Hintergrund ist der Untergang eines südkoreanischen Kriegsschiffs im März. Der Süden wirft dem Norden vor, das Schiff versenkt zu haben. Bei dem Untergang kamen 46 Seeleute ums Leben.
Die jüngste Eskalation wirkte sich auch auf die Finanzmärkte aus. Die deutschen Anleger kauften als sicher geltende Staatsanleihen. Der Bund-Future stieg um 35 Ticks auf 128,29 Punkte und folgte damit den US-Futures nach oben.