WELT
Russischer Kosmonaut knackt Weltrekord auf der Raumstation ISS
Baku, 5. Februar, AZERTAC
Der russische Kosmonaut Oleg Kononenko hat am Sonntag den bisherigen Weltrekord für die insgesamt im Weltraum verbrachte Zeit übertroffen. Mehr als 878 Tage blieb er auf der Internationalen Raumstation ISS im All, teilte die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos mit.
Kononenko, der auch Kommandeur der Kosmonauten bei Roskosmos ist, übertrifft damit den bisherigen Rekord seines Landsmanns Gennadi Padalka. Die neue Bestzeit habe der 59-Jährige am Sonntagmorgen um 8.30 Uhr erreicht. Für den 5. Juni wird der nächste Weltall-Meilenstein erwartet: Dann wird der Kosmonaut insgesamt 1000 Tage im Weltraum verbracht haben. Bis zum 23. September ist seine Reise geplant.
Kononenko, der 2008 das erste Mal zur ISS flog, ist Teil einer Langzeitexpedition, die von September vergangenen Jahres bis zum nächsten September dauert. „Ich fliege in den Weltraum, um meine Lieblingsbeschäftigung zu tun, nicht um Rekorde aufzustellen“, sagte der Raumfahrer in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Tass von der ISS, wo er sich in einer Umlaufbahn von etwa 423 Kilometern von der Erde befindet.
Und doch erfreut der Rekord ihn offenbar. „Ich bin stolz auf alle meine Leistungen“, sagte Kononenko, „aber noch stolzer bin ich darauf, dass der Rekord für die Gesamtdauer des menschlichen Aufenthalts im Weltraum immer noch von einem russischen Kosmonauten gehalten wird.“
Russlands Rekorde im All haben Tradition. Zur Zeit der Sowjetunion erschreckte das Land den Westen in den Anfangsjahren des Weltraumwettlaufs, als es 1957 den ersten Satelliten in die Erdumlaufbahn schoss – „Sputnik 1“. Dem sowjetischen Kosmonauten Juri Gagarin gelang 1961 als erster Mensch der Flug ins All.
Doch nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 hatte das russische Raumfahrtprogramm mit massiven Finanzierungsengpässen und Korruption zu kämpfen. Beamte unter Präsident Wladimir Putin haben wiederholt geschworen, den Niedergang der russischen Raumfahrtprogramme umzukehren, obwohl nach Ansicht von Beamten und Raumfahrtanalysten noch immer ernsthafte Probleme bestehen.
„Die Systeme und Experimente werden immer komplizierter“ - Kononenko sagte, er habe regelmäßig trainiert, um den körperlichen Auswirkungen der Schwerelosigkeit entgegenzuwirken. Aber erst seit es um seine Heimkehr gehe, verstehe er, wie viel Leben er verpasst habe. Er fühle sich weder benachteiligt noch isoliert. „Nur erst bei der Rückkehr nach Hause wird mir bewusst, dass die Kinder während meiner Abwesenheit Hunderte von Tagen ohne Papa aufgewachsen sind. Niemand wird mir diese Zeit zurückgeben.“
Er sagte, die Kosmonauten könnten jetzt per Videoanruf und Messaging mit ihren Verwandten in Kontakt bleiben. Zugleich werde aber die Vorbereitung auf jeden neuen Weltraumflug durch den technischen Fortschritt auch schwieriger. „Die Systeme und Experimente werden immer komplizierter.“
Die ISS ist eines der wenigen internationalen Projekte, bei denen die Vereinigten Staaten und Russland noch eng zusammenarbeiten. Im Dezember teilte Roskosmos mit, dass ein Programm mit der Nasa für sogenannte Kreuzflüge zur ISS bis 2025 verlängert wurde.